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Unter diesen Umständen waren neun Winter verflossen. Da kam aus Miklagard zurück Harald. Mit ihm[1] teilte König Magnus das Reich, bis nach Magnus Tode (1047) ganz Norwegen wieder unter dem Scepter Harald III. sich vereinigte.

Für Thorstein schien jetzt die Stunde geschlagen zu haben, an der Seite Haralds, seines Freundes und Vetters, einer noch glänzenderen Zukunft entgegenzugehen.

Aber Spes schnitt diesen Wunsch ab.

„Ich will nicht,“ sagte sie, „daß du zu König Harald gehst! – Wir haben mit einem höheren Könige die Rechnung noch auszugleichen. Unsere Jugend ist dahin, wir sind alt geworden. Wir haben bisher mehr nach der Welt Weise gelebt, als nach dem Worte Gottes. Weder unser reiches Gut, noch die frommen Wünsche unser Verwandten werden uns durchhelfen durch das letzte Gericht. Thorstein, laß uns gemeinsam pilgern nach Rom, um dort Buße zu thun!“ –

Thorstein antwortete der Spes nun mit denselben Worten, mit denen sie einst an seiner Seite von Konstantinopel aufgebrochen war:

„Dein Wille ist mein Wille!“ –

Was die Eheleute nun unter einander abmachten, und ins Werk setzten, erregte allgemeines Erstaunen.

Thorstein lud alle seine Verwandten ein, gab ihnen ein großes Abschiedsfest, und sprach:

„Wir beide haben beschloßen, Norwegen wieder zu verlassen, nach Rom zu pilgern, und dort unser Leben in Buße zu beschließen. Es ist sehr zweifelhaft, ob wir jemals wiederkommen werden. Wir übergeben daher euch, ihr lieben Verwandten, unsere Kinder, und unser Gut. Erzieht jene christlich, und dieses verwaltet treu, so treu, wie das erste Mal, als ich fortzog, um meinen Bruder Gretter an Thorbjoern zu rächen.“

Und Spes sprach:

„Ich kam einst aus fremden Landen hierher. Nachdem ich in Miklagard Verwandte und Freunde verlassen, zog ich nach Norwegen, um mit Thorstein Leben und Schicksal zu teilen. Ich habe hier glücklich gelebt, und eure Freundschaft genossen. Nun folge ich Thorstein wieder. Wie wir in Frieden mit einander gelebt haben, so wollen wir auch ungetrennt im Tode sein!“ –

Nach diesen Abschiedsworten teilte Thorstein alle seine Güter in

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: ihn
Empfohlene Zitierweise:
Emil Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/289&oldid=- (Version vom 1.8.2018)