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„Wie geht es deinen Söhnen, Asmund,“ fragte der Gast, „werden sie tüchtige Männer?“

„Atle, ja,“ sprach Haerulang. „Er erfüllt, was ich von ihm gehofft. Er ist vorsichtig, fleißig und gewissenhaft, in Kampf und Arbeit wohl geübt. Er soll den Hof einst erben und wird dadurch ein reicher Mann.“

„Also auch ein nützlicher Mann und dir ähnlich,“ schloß der Gast. „Aber was sagst du von dem zweiten, was wird aus Gretter?“

Asmund senkte das Haupt und sein Blick ward düster.

„Nichts Gutes, fürchte ich, wird aus ihm,“ war seine Antwort. „Er ist an Kräften stark, für seine Jahre auffallend stark, aber sein Gemüt ist hart und trotzig. Er hat mir schon schweren Verdruß bereitet.“

„Das verspricht nichts Gutes,“ sagte Torkel, „Stärke ohne Weisheit bringt Gefahr!“ –

Das Mahl in festlich geschmückter Halle war beendigt. Haus, Hof und Garten auf einem Rundgang waren besichtigt und belobt. Am Abend saßen die beiden Männer wieder im traulichen Zwiegespräch am Feuer.

„Wie halten wir es, Asmund, in diesem Sommer mit unserer Reise nach dem Thing?“ begann Torkel das Gespräch.

„Manch’ Jahr gingen wir zusammen hin,“ erwiderte Asmund.

„Und das waren frohe Fahrten!“ versicherte Torkel. „Wenn nach langer, eisiger Winternacht die Sonne gesiegt und festlich über den Himmel schreitet, sodaß die Nacht kraftlos in ihrem Bette liegen bleibt und ein ewiger Tag die Stunden aneinandersäumt; dann stiegen wir zu Pferde. – Es folgte der Knechte-Schaar, die Pferde hoch bepackt mit Speisevorrat für mehr als eine Woche! So ging es nach dem Thing!“

„Auf grünem Plan,“ fuhr Asmund aus der Erinnerung schildernd fort, „schlugen wir auf das Zelt und richteten uns ein in der lustigen Behausung!“

Von allen Seiten strömten herbei die Freunde. Es giebt ein Händeschütteln, Grüßen, Fragen. Man setzt sich hin. Das Trinkhorn kreist und besprochen wird im Freundeskreise zuvor, was später zum Beschlusse wird in dem Rat.

„Doch auch der Widersacher stellt sich ein,“ rief Torkel, „der Feind, der uns mit finstrer Stirn den Gruß versagt.“

„So ist’s,“ bestätigte Asmund, „denn auf dem Thing wird jeder

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Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/30&oldid=- (Version vom 1.8.2018)