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„Ich gestehe die That zu,“ sagte Gretter. „Aber ich handelte in der Notwehr. Ich kann an meinem Leibe die Spuren aufzeigen, daß ich von hinten meuchlings angegriffen bin. Und ich hätte meinen Tod gefunden, wenn mich Arnbjoern nicht gerettet hätte!“

„Es ist schade“, sagte der Jarl, „daß du nicht erschlagen bist, denn du wirst noch das Grab vieler Männer werden, wenn du am Leben bleibst!“ –

Besse aus Island hielt sich damals zum Besuch beim Jarl auf. Er und Gretter waren Jugendfreunde. Besse vereinigte seine Bitten mit denen Torfins und beide drangen in den Jarl, er soll eine Geldstrafe bestimmen und dann dem Gretter Friede und Sicherheit im Lande verbürgen.

„Das ist gegen Recht und Herkommen“, sagte der Jarl, „hier einen Vergleich zu schließen, ohne daß Gunnar, Bjoerns und Hjarandes Bruder, zugegen ist. Bestürmt mich nicht! Daß Äußerste, was ich gewähren kann, ist dieses: Bis zum kommenden Frühjahr soll Gretter Friede und Sicherheit im Lande verbürgt sein. Dann will ich einen Gerichtstag halten und Gunnar soll seine Ansprüche geltend machen!“ –

Das Frühjahr kam.

Gunnar war Hausbesitzer in Tunsberg. Dorthin beschied der Jarl, der sich selbst um diese Zeit in jener östlichen Gegend aufhielt, den Gretter und den Torfin. Beide folgten. In derselben Stadt wohnte auch Gretters ältester Bruder Thorstein Drommund , der, in früheren Jahren von Island nach Norwegen ausgewandert, sich hier niedergelassen hatte. Er nahm den Gretter in sein Haus auf und versprach ihm allen Beistand, riet aber dringend, vor dem tückischen Gunnar wohl auf der Hut zu sein.

Wie notwendig das war, sollte sich bald zeigen.

Gretter hielt sich geflissentlich zurück. Er durchschlenderte nicht die Straßen der Stadt, wie in Drontheim; er wollte jeden Zusammenstoß mit Gunnar vermeiden.

So blieb er denn zu Hause, oder, wenn er ausging, suchte er geschlossene Räume auf.

Eines Tages saß er in einer Trinkbude, hatte seine Waffen abgelegt und über sich an die Wand gehängt. Das gefüllte Trinkhorn stand vor ihm.

Da plötzlich wird die Thüre dieser Trinkbude so hart aufgestoßen, daß sie fast zerspringt, und herein stürmen vier vollbewaffnete Männer.

Empfohlene Zitierweise:
Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/72&oldid=- (Version vom 1.8.2018)