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„Kommt es auf ein Pferd an?“ sagte Gretter. „Das ist leicht ersetzt!“ –

„Gut, so bleibe,“ rief Thorhall froh, „und sei mir herzlich willkommen!“ –

Gretters Pferd wurde nun in einen festen Stall geführt, und ein starkes Schloß vor die Thür gehängt.

Früh ging man zu Bette. Aber dem gespannt horchenden Ohre des Gretter, der noch lange wach blieb, nahte kein Laut, kein Gepolter auf den Dächern, kein Aufstoßen der Thüren. Alles blieb die ganze Nacht hindurch vollkommen still. Als am nächsten Morgen man sich begrüßte, sagte Thorhall vergnügt: „Dein Hiersein, Gretter, hat uns Glück gebracht. Nach langer Zeit wiederum die erste ruhige Nacht! Doch, wie mag es deinem Pferde gegangen sein? Das laß uns sehen!“

Sie schlossen den Stall auf, beklopften und untersuchten das Tier von allen Seiten, fanden aber keine Spur von Verletzung an ihm.

Gretter sagte: „Entweder hört die Spukerei nun für längere Zeit auf, oder der Glam kommt nächste Nacht wieder. Ich werde darum noch eine Nacht hier bleiben und beobachten, was geschieht!“

„Nichts Lieberes kannst du mir erweisen,“ sagte der Wirt.

Gretter blieb, und auch diese kommende Nacht verlief alles ruhig. Der Glam kam nicht auf den Hof. Wer war froher als Thorhall? Die Zukunft hellte sich wieder vor seinen sorgenvollen Blicken auf.

Nun sah man nach Gretters Pferd. Freilich, hier stand es übel genug. Der Stall war erbrochen. Das Pferd war an die Thüre gezerrt. Seine vier Beine waren zerschmettert.

„Verlaß mich jetzt,“ sagte Thorhall, „wenn dir dein Leben lieb ist, Gretter. Der Tod ist dir gewiß, wenn du bleibst; denn Glam wird dich die nächste Nacht selbst anpacken!“

„Sehen will ich doch den Schelm,“ erwiderte Gretter gemütlich. „Dieses Sehen ist, meiner Treu, der geringste Schadenersatz für den Verlust meines Gauls!“

„Mich gelüstet wenig nach diesem Anblick,“ sagte Thorhall schaudernd.

Und nun erzählte er, wie der Glam schon damals ihm solch ein Grauen eingeflößt hätte, als er aus dem Walde auf ihn zutrat. Vollends jetzt, wo von jenem Kerl nur noch der Teufel übrig ist, der schon damals in ihm steckte. „Doch jede Stunde, die du hier bei mir bleibst, Gretter, ist mein Trost!“ – –

Empfohlene Zitierweise:
Dagobert Schoenfeld: Gretter der Starke. Schuster & Loeffler, Berlin 1896, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gretter_der_Starke.pdf/96&oldid=- (Version vom 1.8.2018)