Seite:Grimm Linas Maerchenbuch II 013.jpg

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Großen seines Hofes und seine Räthe schickten aus nach den Künstlern in allen Reichen und Ländern, und beriefen sie zusammen, und versprachen demjenigen von ihnen hundert Pfunde Goldes, der das Kleid in einem Monate zu Stande brächte. Aber die meisten derselben läugneten, daß eine solche Arbeit von Menschenhänden könne hervorgebracht werden. Und nur dreie traten hervor aus ihrer Mitte, aber sie verlangten ein ganzes Jahr, weil die Arbeit so schwierig sei. Endlich trat aber einer der ältesten Künstler hervor, und versprach die Arbeit zu liefern im nächsten Vollmond. Da traten die andern Künstler zurück und sagten: „Mit Zauberkräften sind wir nicht begabt, und stehen nicht im Bunde mit Feen und Kobolden, daß wir solches uns zu leisten vermessen dürften, als du dich zu leisten vermessen hast.“ Und alle zogen von dannen.

Als aber am nächsten Tage der Vollmond hinter des Königs Garten über die hohen Bäume herauf kommen sollte, erschien der Künstler schon mit seinem sonnenglänzenden, goldenen Kleide. Aber alle, die es sahen, glaubten, es müsse schwerer sein, denn ein Centner Gewichts. Und da er es vor den König und die Großen seines Hofes und seine Räthe brachte, ließ er sich eine Waage bringen, und legte das Kleid in eine der Waagschalen, und in die andere Waagschale ließ er die Prinzessin Armina einen Pomeranzenkern legen,

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Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_013.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)