Seite:Grimm Linas Maerchenbuch II 049.jpg

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zum Beweise, daß sie mich noch kennt, und sich noch meiner erinnert, wenn sie den Löwen erblickt.“

Das wollte aber der Wirth nicht glauben, und wettete hundert Goldstücke gegen eines, daß dies nicht geschehen könne. Denn er meinte, die Wachen um’s Schloß würden den Löwen gar nicht hineinkommen lassen zur Prinzessin. Aber Brunnenhold wettete mit ihm; denn er wußte, daß seine Thiere Klugheit besaßen, mehr als mancher Mensch, und gab dem Löwen sein Jagdmesser in das Maul, und sagte zu ihm: „Geh hin ins königliche Schloß, und bring mir den Halsschmuck der Prinzessin.“ Da ging der Löwe hinaus, und der Wirth sah ihm nach, und erstaunte, als er sah, daß er den rechten Weg eingeschlagen zum Schloß.

Aber der Löwe ging schnell durch die Straßen den Weg zum Schlosse des Königs, und wo er ging wichen ihm die Leute aus, und es lief ein Schrecken durch die Stadt, ein ungebundener Löwe laufe umher. Als er aber an die Thorwache des Schlosses kam, ging er mitten durch, und die Soldaten getrauten sich nicht, ihm zu widerstehen, und flüchteten sich ins Wachthaus, denn der Löwe war um Vieles größer als ein gewöhnlicher Löwe. Und er ging so durch alle Wachen, die Treppe hinauf, die Gänge hindurch, die Thüren vorbei, ungehindert. Und als er kam an die Küche, wo die Bratenwender gingen, die Mörser klangen, die Flammen

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Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_049.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)