Seite:Grimm Linas Maerchenbuch II 074.jpg

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und sprach: „Wenn du willst, so magst du gehen. Schlagen laß ich meine Thiere nicht.“

Da sprach das gebückte Mütterlein: „Ich will sie nur berühren, ich thue keinem weh.“ Und eben wollte sie den Löwen mit dem Rüthlein schon berühren, da sprang Brunnenstark von seinem Sitze auf, und sprach: „Bleib’ mir vom Leibe und meinen Thieren auch mit deiner Ruthe. Mir wird ganz unheimlich zu Muthe, seit du nahe bist. Was haben dir die Thiere denn gethan?“

Da sagte sie wieder mit zitternder Stimme: „Schuck, schuck, schuck, schuck, wie friert mich’s!“ und das Kinn wackelte ihr dabei. „Ach Herr, erbarmt Euch mein, ich erfriere ja.“

Brunnenstark aber ward böse, und trat zu ihr und sprach: „Ja, ich will mich dein erbarmen; du sollst nicht mehr lange frieren!“ Und er packte sie bei diesen Worten, und setzte sie auf einen der Steine, und nahm die Ketten seiner Thiere, und umschlang sie mit denselben, und band sie so an dem Steine fest, und sagte: „Jetzt bist du am Feuer, jetzt wärme dich. Aber rede mir kein Wort mehr von meinen Thieren, sonst setzt es künftig Schläge.“

Da schwieg sie still, und wärmte ihre Hände an den aufflackernden Flammen, und murmelte für sich ein Paar Worte über ihr Rüthlein. Dann bot sie es Brunnenstark

Empfohlene Zitierweise:
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_074.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)