Seite:Grimm Linas Maerchenbuch II 076.jpg

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er ihn, und fiel ihm in die Arme, um den Hals, und bewillkommte ihn, und rief: „Brunnenhold, lieber Bruder, wie kommst du hierher?“ Aber Brunnenhold sagte: „Brunnenstark, lieber Bruder, wie kommst du hierher, und triffst mich schlafend? Ich bin eben ein wenig eingeschlummert. Sieh da bratet mein Hase noch, der muß jetzt fertig sein, den sollst du nun mit mir essen. Dann gehn wir sogleich mit Sonnenaufgang in mein Schloß zurück.“ Und er erzählte ihm Alles, wie er eines Königs Eidam worden sei, und eine schöne tugendsame Gemahlin besitze, die Helgrita genannt sei.

Darob erstaunte Brunnenstark, und erzählte ihm, wie er nicht geschlafen habe, sondern ein Stein gewesen sei, sammt seinen Thieren. Aber Brunnenhold wollte es nicht glauben, und sprach: „Siehe, da steht die Alte ja noch, die sich bei meinem Feuer wärmen wollte, und das Feuer brennt ja noch, und mein Hase ist noch nicht einmal gar gebraten.“

Da fiel aber die Alte nieder vor ihnen auf ihre Kniee, und gestand, wie sie Brunnenhold und seine Thiere verzaubert habe in Stein, und wie sie es habe thun müssen, weil er sich zu sanft gegen sie gezeigt, und sie nicht strenge von sich gewiesen habe. Und dann wandte sie sich an Brunnenstark, und bat ihn, er möge ihr jetzt doch einen Gefallen thun,

Empfohlene Zitierweise:
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_076.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)