Seite:Grimm Linas Maerchenbuch II 100.jpg

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Kannst allein,
Knabe mein
Von dem Bösen
Deines Vaters Seele lösen.

Da erschrak Adelbert recht in der Tiefe seines Herzens, denn ihm war es klar, daß er in der Mitte des geträumten Mährleins lebe, und daß er allein nur das Mährlein zu Ende zu führen vermöge. Und es fiel ihm schwer auf das Herz, daß er, obgleich unschuldig, durch sein kindisches Spiel Schuld sei, daß seine Mutter schirmlos, sein holdes Zwillingsschwesterlein verloren, und darum den bittern Tod habe erleiden müssen.

Und er stand auf, und versuchte es, an dem äußern Gestein des Thurmes emporzusteigen nach dem Gitterfenster. Aber es gelang ihm ohne Mühe, denn das Gestein war rauh, und bildete sich unter seinen Händen, wie er es faßte, zu völligen Stufen. Und als er die Oeffnung des Gitterfensters erreicht hatte, da sah er an selbem die schwarze Zither hängen an dem Goldbande, und reichte hinein durch die Stäbe. Aber, wehe! – die Stäbe waren zu enge, um den Schrein herdurch zu ziehen. Und er versuchte es, und wandte die Zither aufwärts und wandte sie abwärts, – aber immer vergebens! Da geschah es, daß er mit seinen Fingern die Goldsaiten berührte. Und, siehe! kaum waren sie in hellem Tone erklungen, da öffneten sich die Gitterstäbe, und

Empfohlene Zitierweise:
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_100.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)