Seite:Grimm Linas Maerchenbuch II 102.jpg

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daß er darum wüßte. Oder wie schön wär es gar, wenn er dich geleitete auf deinen verworrenen Fahrten.“ Darum ließ er sich nieder auf ein Knie vor dem Alten, und rührte die Saiten seiner Zither, und sang dazu:

„Wohlauf, du Alter! die Rößlein gezäumt
Hinab, ungesäumt!
Dein Junkherr ist erwacht,
Will reiten, will reiten zu Nacht!
Will reiten, dein Junkherr, ganz insgeheim,
Und ziehst du nicht mit ihm, er kehrt dir wohl nimmermehr heim.“

Da richtete sich der Alte nachtwandelnd auf, und stieg leise hinab, und schirrte schlafend die beiden Schimmel, und saß mit seinem Junkherr auf, und ritten beide durch die leise geöffnete Burg von dannen in die weite Welt, hinaus aus den engen Thalwindungen. Und als das erwachte Leben sich auf der Finsterburg wieder regte, waren beide schon weit von hinnen gezogen.

Drittes Kapitel.

Wohl saß der finstre Ritter nach etlichen Tagen noch finsterer in der Halle der Finsterburg vor seinem zerschlagenen Steintische, als er endlich durch seine Knappen erfahren, sein Sohn Adelbert sei mit Leuthold verschwunden, und ihre Spur nicht zu finden in den Forsten der Nähe und Ferne.

Empfohlene Zitierweise:
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_102.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)