Seite:Grimm Linas Maerchenbuch II 159.jpg

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auf allerlei Weise, und sprachen: „Ei, ei, Frau Schildkröte, wie flink fliegt sie durch die Lüfte! und gar ohne Flügel! Ei, wo hat sie denn ihre Flügel gelassen?“ – „Aber,“ sprachen wieder andere, „warum drückt sie denn ihre Augen beim Fliegen so gewaltig zum Kopfe heraus?“ – „Nicht wahr,“ sagten wieder andere, „sie hat die Zähne so fest über einander gebissen? Ei, da thut sie Unrecht! Seh’ sie, wir fließen ja auch, und uns geht der Schnabel flink auf und zu.“ „Ach!“ schrieen wieder alle, „wie möcht’ ich so stumm fliegen, und mich über gar nichts freuen?“

Bei solchen Worten ärgerte sich aber die Schildkröte gewaltig. Doch schwieg sie noch. Die losen Spottvögel sahen ihr’s aber an den glänzenden Augen an, daß sie zornig war, und freuten sich darüber und riefen;

„Ei, ei du leichtes Vöglein!
Verlier’ nur ja kein Federlein!
Wie schlank sind nicht die Beine dein!
Wie zierlich ist dein Schnäbelein!
Wie schön muß dein Gesang erst sein!
Laß hören uns dein Stimmelein!“

Da konnte sich die Schildkröte fast nicht mehr halten, als sie hörte, daß die Elstern auf sie Spottlieder sangen. Und die Augen wurden ihr ganz feurig vor Zorn.

Aber die gottlosen Spottvögel machten es noch ärger, als sie das sahen, und sangen:

Empfohlene Zitierweise:
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_159.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)