Seite:Grimm Linas Maerchenbuch I 160.jpg

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sag’ ich Euch, die Sanne soll gar nichts kochen, kein Spahn Holz soll auf dem Heerde verbrannt werden. Und ich mach’ Euch doch satt, alle mit einander.“

Da wurde der Vater neugierig, und lief herum im Dorfe, und lud zusammen seine Gevatterleute, seine Verwandten und Freunde. Und als sie zusammen kamen, da guckten alle erst in die Küche, zu sehen, ob’s auch wahr wäre, was sie von Hannsens Vater gehört hatten, daß sie satt werden sollten, obgleich kein Spahn Holz auf seinem Heerde verbrannt würde. Als nun aber der Gevatter Oelmüller zuletzt kam, sagte Hanns: „Jetzt stellt Euch alle um mein klein Tischlein da herum, das ich mit von meiner Reise gebracht habe, und gebt recht Acht, was es geben wird.“

Es gab aber nichts, als ein Gelächter unter den Gästen. Denn Hanns schrie wohl vierzig mal: „Tischlein deck’ dich!“ das Tischchen deckte sich aber nicht; sondern blieb da stehn, ungedeckt, ohne Speise und ohne Wein; und die geladenen Gäste mußten hungrig nach Hause gehn.

Aber von Stunde hieß Hanns im ganzen Dorfe der Großhanns, darum, daß er sich etwas vermessen, was er nicht leisten konnte. Des andern Tages packte er nun sein Tischchen wieder auf, und wollte es dem eisgrauen Männlein wieder bringen, und sagen, der Kauf reue ihn.

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Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 1. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_I_160.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)