Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 012.jpg

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Bei den Kabylen (Rivière p. 89) frißt der Schakal die Butter, und versichert dem Löwen und Wildschwein, er sei von seinem Onkel eingeladen. Auch in Algier bekannt nach Basset, Notes de lexicographie berbère 1885 p. 98. Aus Madagaskar teilt es Liebrecht (im Globus 34, 366 nach Cameron, Cape monthly magazine 1878, April = Dahle, Malagasy folk-lore[WS 1]) mit: ‘Die wilde Katze und die Ratte.’

Einen ähnlichen Verlauf hat das afrikanische Negermärchen von der Henne und der Katze bei Kölle 1854 p. 154 — Bleek 1870 S. 147 nr. 26; das der amerikanischen Neger bei Harris, Uncle Remus 1902 p. 80 nr. 17 (Hase, Fuchs, Opossum) und aus Französisch-Guayana bei Brueyre p. 365 ‘Chien et chat’ (Taufe von Commencement, Mitan, Finichon). Dennett p. 90 = Dähnhardt 4, 34.

In Island endlich (Árnason 2, 509 = Powell-Magnusson 2, 606 = Ritterhaus S. 349) erzählt eine alte Frau, die das Butterfaß ausgenascht hat, ihrem dummen Manne, sie sei bei der Taufe von Rand, Mitte, Bodenrand und Boden gewesen, und tötet ihn, indem sie mit dem Hammer nach der Fliege auf seiner Nase schlägt (vgl. Benfey 1, 283. Unten zu nr. 58).

Nach Benfey (Pantsch. 1, 596 f.) soll unser Märchen aus der Fabel von der Fruchtkammer der Tauben im arabischen Kalila und Dimna (Wolff 2, 76. Sengelmann, Syntipas S. 126. Johann von Capua bei Hervieux 5, 289. Beispiele der alten Weisen 1860 S. 153. Chauvin 2, 104. 8, 53) stammen; doch ist der Grundgedanke verschieden, hier frißt die Taube nicht wirklich von dem aufgespeicherten Weizen, sondern wird unschuldig von ihrem Männchen umgebracht. Gerber 1891 p. 52 möchte eine Episode im Roman de Renart (XXIV, 219 = Méon 241. Rothe 1845 p. 120), in der Renart drei Schinken in seines Oheims Ysengrin Haus nachts stiehlt, als eine entstellte Form unsres Märchens betrachten. K. Krohn (Bär und Fuchs. Journal de la société finno-ougrienne 6, 74–81) dagegen sucht den Ursprung des Märchens im germanischen Norden, wo sich auch die Urform am reinsten erhalten habe: Der Fuchs sucht den Umgang des Bären, der einen Bienenkorb besitzt, und entfernt sich dreimal, angeblich um zu einer Taufe zu eilen, in Wirklichkeit um den Honig zu naschen. Auf die Frage nach dem Namen des Kindes deutet er wortspielend das Ziel an, bis zu dem er beim Naschen gelangt war. Als der Bär den Raub entdeckt, behauptet der Fuchs, der Bär habe selber den Honig gefressen; er schlägt vor, daß beide sich im

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: folk lore
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_012.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)