Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 015.jpg

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Gabršček S. 28 nr. 3 (im verbotenen Zimmer sieht Mariechen ihre Patin Jesu Füße waschen. Später wird sie in einen Kalkofen geworfen und von Maria befreit), das weißrussische bei Federowski, Lud białoruski 2, nr. 334 (das Mädchen bekommt von der Mutter Gottes die Schlüssel zu allen himmlischen Zimmern und öffnet die Tür zum Fegefeuer), das großrussische in Zap. Krasnojarsk. 2, 23 nr. 8, das litauische bei Leskien-Brugman S. 498 nr. 44 ‘Mariechen und die h. Jungfrau’, teilweise das lettische bei Weryho 1892 p. 225 nr. 32 (hinter der Tür ein Käfig mit drei Schlangen), das ungarische bei Mailand nr. 8 ‘Jungfrau Maria und ihr Patenkind’. Finnische Varianten erwähnt Aarne in seinem Register nr. 710.

Zur zweiten Gruppe rechnen wir zunächst vier niedersächsische Märchen bei Colshorn nr. 32 ‘Die kleine schwarze Frau’ und nr. 14 ‘Aschenpöling’ (geht über in die Erzählung von Aschenputtel, unten nr. 21), bei Ey S. 176 ‘Die grüne Jungfer’ und Schambach-Müller S. 274 ‘Die grüne Gans’, und eine heanzische bei Bunker nr. 54 ‘T Frau Goudl’. Vlämisch und französisch bei Van Heurck et Boekenoogen p. 323 ‘Maria het kind der toovergodin’. Dänisch bei Kristensen, Danske folkeæventyr p. 155 nr. 23 ‘Sudiane’. Schwedisch bei Wigström, Folkdigtning 1, 269 ‘Svarta fröken’. Isländisch bei Rittershaus nr. 2 ‘Blákápa’ (abweichend). Als eine grüne Eidechse tritt im italienischen Märchen bei Basile 1, 8 die Fee auf; da das von ihr erzogene arme Mädchen nach ihrer Erhebung zur Königsbraut ihrer Pflegerin undankbar begegnet, verwandelt sie ihr Antlitz in das einer Ziege; der König setzt sie mit einer Magd in eine Kammer und heißt sie spinnen und einen Hund pflegen; erst als sie die Fee um Verzeihung gebeten, gibt ihr diese ihre Schönheit zurück. Ähnlich Schneller nr. 40 ‘Die Schlange’. In der Erzählung aus den Abruzzen bei Finamore 1, 235 nr. 49 verbietet die Fee der Pflegetochter, einen Granatapfel zu pflücken. In der aus Pisa bei Comparetti nr. 38 ‘Il macchiaiolo’ (= Folk-lore review 1, 196 = Crane p. 84) bekennen die älteren Töchter des Holzhauers der Fee, die verbotene Tür geöffnet zu haben, und werden getötet; die dritte leugnet standhaft ihre Tat. Im čechischen Märchen bei Nĕmcová 1, 136 nr. 12 = Waldau S. 600 erblickt Mariška im verbotenen Zimmer ihrer Patin ein nickendes Gerippe und verliert, da sie leugnet, die Sprache; da sie aber auch auf dem Scheiterhaufen hartnäckig bleibt, erklärt die Patin, sie sei jetzt durch sie erlöst.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_015.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)