Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 016.jpg

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Ähnlich Václavek 1894 S. 103. Bei Kubín 2, 202 nr. 60 sieht das Mädchen durch das Schlüsselloch, daß ihre Gevatterin halb Weib, halb Fisch ist. Bei Mikšíček 1, 31 befreit Karolinka durch ihren Ungehorsam zwölf Greise, diese bringen zum Scheiterhaufen die Kinder, die ‘weiße Frau’ wird ins Feuer geworfen. Bei Kulda 3, 82 gerät Pepinka in ein Räuberhaus, betritt das von der alten Frau verbotene Zimmer und wird von dem Kruzifix beschworen, nie zu gestehen, daß sie dort gewesen; durch eine Granatenschnur in Zauberschlaf versenkt, wird sie vom König gefunden und erweckt; das übrige wie bei Nĕmcová. Ebenso flehen bei Rimanskí p. 96 = Dobšinský 1, 8 = Nĕmcová, Slov. pohádky a povĕsti 2, 48 nr. 4 (aus Nordungarn) zwölf verwünschte Menschen im hundertsten Zimmer das Mädchen um Schweigen an, und dieses befreit durch Standhaftigkeit sie und ihre Pflegemutter. Bei Czambel p. 301 § 156 erblickt Mariechen in der verbotenen dreizehnten Stube die Zauberin selbst; ebenso schaukelt sich ebd. p. 349 § 179 die Gevatterin, ‘Jungfrau Maria die Verwünschte’, in der 13. Stube auf einer feurigen Schaukel. Dieselbe Einleitung haben zwei polnische Märchen aus der Gegend von Krakau und Radom bei Kolberg 8, 17 und 21, 177; zu Nĕmcová stimmt das polnische aus Österreichisch-Schlesien bei Malinowski 1, 55 und das kleinrussische aus Nordungarn im Etnograf. Zbirnyk 9, 59 (zuletzt zerfließt die Zauberin in Wagenschmiere). Zigeunerisch aus Wales bei Groome p. 256 nr. 63 ‘The black lady’. In einer Geschichte der westindischen Neger bei Dasent p. 504 (Anancy stories nr. 12 ‘Nancy Fairy’) führt die Kinderfresserin, als sie von ihrer Pflegetochter belauscht worden ist, diese in den Wald, wo der Prinz sie findet.

Dritte Gruppe. Ein schwarzes Männlein erscheint im schwäbischen Märchen bei Meier nr. 36 (Rosenstock nicht berühren). Ein schwedisches Märchen vom Graumantel, das auch mit dem vom Löweneckerchen (unten nr. 88) zusammenhängt, hat H. R. v. Schröter in Ostgotland aus dem Munde des Volkes für die Brüder Grimm aufgezeichnet (1822 S. 324): Ein König hat drei Töchter und liebt vorzüglich die jüngste. Einmal verirrt er sich im Wald; wo er hinaus will, immer tritt ihm ein Mann in grauem Mantel entgegen. ‘Wenn du fort willst’, sagt er, ‘so gib mir das erste lebende Wesen, was dir bei deiner Ankunft begegnet.’ Der König denkt ‘Das wird wie immer mein Windspiel sein’, und sagt ja. Es ist aber seine jüngste und liebste

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_016.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)