Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 040.jpg

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Wotjakisch, Zs. f. vgl. Litgesch. 6, 399 = Dähnhardt 4, 277 (Wolf und junge Hasen). – Kurdisch: Globus 96, 187[WS 1]. – Aus Marokko bei Socin und Stumme, Houwāra nr. 4 (Abh. der sächs. Ges. der Wiss. 36, 93. 1895): ‘Die Ziege und ihre Kleinen’.

Die glückliche Lösung durch Aufschneiden des Wolfsbauches, aus dem die verschluckten Tiere lebendig wiederkehren, erinnert an die Erzählung von Rotkäppchen (unten nr. 26). So wird auch im antiken Märchen das von der Lamia gefressene Kind lebend aus ihrem Leibe herausgezogen, vgl. Horaz, Ars poet. 340: ‘Neu pransae Lamiae vivum puerum extrahat alvo’. Im dänischen Märchen bei Kristensen, Dyrefabler nr. 126 ‘Ulven’ frißt ein Wolf den Hirtenjungen, die Elster, den Hasen, den Fuchs, den Bauern mit seinen Ochsen und den Soldaten; der Soldat aber schneidet ihm den Leib auf. Bei Grundtvig, Minder 2 nr. 322 ‘Det stumphalede føl’, Skattegraveren 7, 194 und Madsen S. 41 ‘Ulven’ tötet eine Katze den Wolf; in andern Varianten ist nicht ein Wolf, sondern eine Katze oder ein Bär das gefräßige Ungeheuer: Grundtvig, Minder 3, 77 ‘Katten’; Grundtvigs hsl. Register nr. 84 ‘Slughalsen’; Skattegraveren 2, 167 ‘De tre små sorte kalve’; 7, 183. 193 ‘Den slugne kat’; 11, 187 ‘Den grådige kat’; Efterslæt p. 182 ‘Den slugne kælling’; Kristensen, Dyrefabler nr. 119–125 ‘Den slugne kat’. Schwedisch: Bondeson, Sv. folksagor nr. 19 ‘Mor Fasta’ und 20 ‘Undantagskäringen’. Aberg nr. 186 ‘Gu moron mór! Vart ska ni fara rén i moron?’ Hackmans Register nr. 333. Norwegisch: Asbjörnsen nr. 102 ‘Kjætten, som var saa fæl til at æde’. Finnisch: Aarnes Register nr. 333. Vgl. noch Erben, Sto prost. poh. S. 21 nr. 5 = Naaké p. 226 (ein aus Holz geschnitztes gefräßiges Kind) Radostov³ S. 710, Ončukov S. 317 nr. 130, Zap. Krasnojarsk. 1, 34 nr. 11, Anikin S. 59 nr. 10 und Clouston 1, 403 ‘Men swallowed by monster fish’; vgl. Macculloch p. 49.

Zum Einnähen der Steine verweisen die Brüder Grimm auf die fernliegende Geschichte Ovids (Metamorphosen 11, 365) von der Versteinerung des Wolfes, den die Nereide Psamathe auf Peleus und Telamons Herden entsandt hatte.

Der Wolf klettert übers Dach in den Kamin und fällt in die Heugabel oder in den siedenden Kessel in französischen Märchen bei Carnoy, C. français p. 9 ‘Les chèvres et le loup’, Gittée-Lemoine p. 150 ‘Le loup pélerin’ und in der Erzählung von den drei Ferkelchen, die sich drei Häuser erbauen, von denen der Wolf nur zwei zu erbrechen vermag: Halliwell, Nursery rhymes nr. 55

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1S7
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_040.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)