Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 099.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

z. B. die Mutter soll geben, was sie unter dem Gürtel trägt. In der altnordischen Alfskongssage (c. 1) kommt schon ein ähnlicher Zug vor. Othin erfüllt den Wunsch der Signy, das beste Bier zu brauen, wogegen sie ihm das zusagt, was zwischen ihr und dem Bierfaß ist, nämlich das Kind, womit sie schwanger geht (P. E. Müller, Sagabibliothek 2, 449). In den dänischen Volksliedern, z. B. von dem Walraben (Grundtvig, DFv. nr. 60) ähnliche Versprechungen.

Auch das Emporsteigen an den Haaren, die eine Jungfrau aus dem Fenster herabläßt, ist ein verbreiteter Zug: Deulin, Contes du roi Cambrinus 1874 p. 83 ‘La dame des clairs’. Gonzenbach nr. 20 (Cala sti beddi trizzi e pigghia a mia). Pitrè 1, 110 und 167. Imbriani, Nov. fior.² S. 415 (Figlia mia, figlia cara, lassa giò la toa trezza e tira su la toa mamma cara). Archivio 1, 526 und 529 (Butta giù le tue bionde trecce, tira su la mamma tua). Ein italienisches Liebeslied bei Imbriani, Conti pomiglianesi S. 127f. Marini, Adone 14, 59. Passow, Carmina popularia Graeciae rec. p. 587 und 111. D. H. Müller, Mehri-Sprache 3, 108. In Firdusis Epos (Schack, Heldensagen von Firdusi 1865 S. 104) läßt Rudabe ihre schwarzen Haarflechten vom Dache ihres Palastes herab, und Sal steigt daran empor.

Über die Träne als Heilmittel s. Rittershaus S. 31.


13. Die drei Männlein im Walde. 1856 S. 22.

1812 nr. 13: von Dortchen Wild in Kassel;[1] 1819 umgearbeitet mit Benutzung einer zweiten hessischen Erzählung aus Zwehrn. In dieser fehlt der Eingang mit der Probe an dem Stiefel; daraus ist der Name der Haulemännerchen (d. h. Höhlen-Waldmännlein), womit man in Niederhessen die Kleinen bezeichnet, die in den Waldhöhlen wohnen und den Leuten die Kinder wegstehlen, solang diese noch nicht getauft sind.[2] Die Verwünschung der bösen Tochter, daß ihr bei jedem Wort eine Kröte aus dem


  1. Im Handexemplar S. 46 ist zu den Reimen am Schlusse nachgetragen: ‘König, was machst du? Schläfst du oder wachst du? Wie der Küchenjunge stillschwieg, fragte sie weiter: (Dortchen 9. Oct. 1812).’
  2. In Dänemark heißen sie bei dem Volk ganz ähnlich Hyldemänd (S. Thorlacius, Antiquitatum Borealium observationes miscellaneae, Specimen 7, 161. 1809). J. Grimm, Myth.³ S. 424. 3, 88 stellt den Namen mit Hölle zusammen. Liebrecht, Gervasius S. 118, Anm.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_099.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)