Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 100.jpg

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Mund springen solle, ist aus einer dritten Erzählung aufgenommen, welche die Brüder Grimm von Amelie Hassenpflug in Kassel gehört; der guten Tochter wird geschenkt, daß ihr Blumen auf dem Kopf wachsen und Perlen um den Hals.[1]

Über die Teile des Märchens vgl. oben S. 86 zu nr. 11. Aus dem Harze bei Pröhle, M. f. d. Jugend nr. 5 ‘Die Goldtochter und die Hörnertochter’ (Motive A B D² F²) und Ey S. 215 ‘Die Stiefgeschwister’ (B D²˙⁴ G. Die Entdeckung erfolgt durch einen Zauberer); aus Luxemburg bei Gredt nr. 911 ‘Von der schönen Königin und ihrem Sohne Hanspeterchen’ (B D²˙³ F². Gespräch des Vogels mit einem Bettler, Entzauberung erst nach Enthauptung der Stiefmutter). Ostpreußisch bei Lemke 2, 157 nr. 32a–b ‘Die Stiefschwestern’ (B D³ F² und A B D³ F¹˙³). In einer brandenburgischen Erzählung bei Engelien-Lahn S. 140 nr. 12 ‘De bös Steefmutta’, die dann in das Hänsel und Gretel-Märchen überlenkt, in einer westfälischen bei Kuhn 2, 243 nr. 14 ‘Drei Erdmännchen wünschen’ und in einer österreichischen bei Ziska S. 47 ‘Lohn und Strafe’ wird nur das Motiv B, die Begabung der guten und der bösen Schwester (bei Ziska des unfreundlichen Bruders), geschildert. Erdbeeren oder Heidelbeeren im Schnee soll das gute Mädchen auch bei Pröhle, Ey und Engelien suchen, ebenso bei Franzisci, Märchen aus Kärnten 2, 17. In dem siebenbürgischen Märchen bei Haltrich⁴ nr. 40 ‘Die Geschenke der Schönen’ (A B D¹) schickt die Stiefmutter das Mädchen zu den ‘Schönen’, Wasserjungfern, die sonst jeden vorwitzig Nahenden in den See hineinziehen, und sticht ihr später auf der Fahrt zur Hochzeit die Augen aus; auf den Rat dreier Schwäne wäscht sie sich mit Morgentau, wandert als Bettlerin zum Schloß und wird erkannt; Strafe des Nägelfasses. Das holsteinische Märchen bei Wisser 1, 65 ‘De Köni un de Ent’ verbindet die Schuhprobe Aschenputtels mit den Motiven D²˙³ F² G.


  1. Sonst heißt es gewöhnlich, daß der von den Feen begabten Jungfrau beim Reden oder Lächeln Rosen, Perlen oder Goldstücke aus dem Munde fallen, daß aus ihrem Haare beim Kämmen Edelsteine und Goldfäden kommen, daß unter ihren Tritten Lilien und Veilchen sprießen. Vgl. unten nr. 89 und 135. J. Grimm, Myth.³ S. 1054. 3, 318. Benfey, Pantschatantra 1, 380. R. Köhler 1, 126f. 463 und Zs. f. Volkskunde 6, 72. Uhland, Schriften 3, 421, 514. Haupt, Hermes 7, 70. Rittershaus S. 72. Cosquin 2, 119.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_100.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)