Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 124.jpg

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bei Romanov 6, 163 nr. 17. Slovakisch bei Škultety-Dobšinský nr. 2 = 2. Ausg. S. 49 nr. 3. Estnisch bei Kallas S. 140 nr. 22. Swynnerton, Indian nights nr. 81. Pavie, Contes pop. du Cambodge p. 50) Bei der Aulnoy in nr. 11 ‘Finette Cendron’ (Cabinet des fées 2, 484. Kletke 1, 149. Erdélyi 2, 354 = Stier 1850 nr. 5) sind es drei Königskinder, die zweimal durch die Klugheit der jüngsten heimgeführt werden, das erstemal durch einen Faden, den sie von einer Fee erhalten, das zweitemal durch gestreute Asche; das drittemal wollen die beiden ältesten Rat schaffen und streuen Erbsen aus, die fressen aber die Tauben weg, und sie können den Rückweg nicht finden; dann folgt das Aschenputtelthema. Durch deutsche Vermittlung drang diese Erzählung in das 1761 und öfter gedruckte čechische Volksbuch ein und beeinflußte das čechische, von B. Němcová bearbeitete Märchen ‘vom Aschenputtel’ (nr. 9 ed. Tille), die mährische Fassung bei Kulda 3, 220 nr. 28, Elpl nr. 21 und die slovakischen bei Dobšinský 8, 65 nr. 87 (vgl. Máchal, Národopis. Sborník 3, 22) und Škultety-Dobšinský S. 334 nr. 34 = 2. Aufl. S. 826 nr. 58; verdorben ist die Erzählung bei Václavek, Poh. i pov. z mor. Val. 2, 33; auch das polnische Märchen im Zbiór 5, 230 nr. 35 gehört her.

Am bekanntesten ist aber dieser Eingang in der Verbindung mit dem Märchen von dem Jüngling, der mit seinen Brüdern bei einem Menschenfresser übernachtet und durch Vertauschung der Kopfbedeckungen bewirkt, daß jener seine eigenen Töchter statt der Jünglinge umbringt,[1] wie sie in Perraults ‘Petit poucet’[2]


  1. Über diese Vertauschung der Kopfbedeckungen vgl. R. Köhler zu Gonzenbach nr. 83, I, Zs. f. Volkskunde 6, 171 und Kleine Schriften 1, 196. 467. 546. Ferner unten nr. 70a ‘Der Okerlo’. Dybecks Runa 4, 33 = Hyltén-Cavallius 1, 25 zu nr. 3a. Rittershaus S. 53. Mitt. f. schles. Volkskunde 6, 49. Schullerus, Archiv f. siebenbg. Landesk. 33, 503. Monteil p. 115 ‘Marandenboné’. – Über die Vertauschung der Lagerstätten s. unten nr. 56 ‘Der liebste Roland’. – Anders gewendet ist des Strickers Fabel (Altdeutsche Wälder 3, 178 = Wackernagel, Altdeutsches Lesebuch 1839 S. 559; vgl. Konrad von Würzburg, MSH. 2, 331b) von den Zwölfen, die zum Tursen kommen, von der Frau gewarnt aufs Gaden steigen und dann einen nach dem andern dem Menschenfresser hinunterwerfen.
  2. Den Namen des Däumlings hat wohl erst Perrault, wie G. Paris (Le petit Poucet 1875 S. 35) bemerkt, in das Märchen hineingebracht. Denn in den übrigen Däumlingsmärchen, die unten zu nr. 45 aufgezählt werden, gehört die ungemeine Kleinheit des Helden viel notwendiger
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_124.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)