Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 200.jpg

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nach Meyners d’Estrey) löst der Freier mit Hilfe eines klugen Papageis die Rätsel der Prinzessin. Von den Philippinen im Journal of american folklore 19, 104 ‘Juan the student’ (Two tried to kill one, one killed seven, two were left, and one went away. Juans Eltern, er selbst, sieben Krähen).

Aus Brasilien bei Roméro S. 122 nr. 35 ‘O matuto João’: Brot, Hund, Geier, Räuber; kein Diener, kein Versuch, die Lösung durch List zu erfahren.[1] – Aus Argentinien bei Lehmann-Nitsche, Adivinanzas Rioplatenses 1911 p. 277 nr. 710; vgl p. 444 bis 459.[2] – Aus Lousiana bei Fortier p. 62 nr. 18 ‘Jean Sotte’ (Ich sah einen Toten, der drei Lebende trug und fütterte; der Tote berührte nicht die Erde und war nicht im Himmel. Das vergiftete Pferd fällt in den Fluß und wird von drei Falken gefressen).

Die Gewinnung einer Braut durch Rätsellösung kommt schon in der lateinischen Geschichte des Apollonius von Tyrus[3] vor. Den Freiern seiner Tochter gibt König Antiochus ein Rätsel auf, das sein blutschänderisches Verhältnis zu ihr verhüllt bezeichnet: ‘Scelere vehor, maternam carnem vescor, quaero fratrem meum, meae matris filium, uxoris meae virum, nec invenio’. Durch Rätselfragen hält in der Edda (Alvíssmól) Thor den weisen Zwerg, der seine Tochter zur Gattin begehrt, bis zum Sonnenaufgang hin, dessen Glanz ihn in Stein verwandelt. In den Gesta Romanorum c. 70 stellt dagegen die Königstochter selber drei Fragen, die uns beim Hirtenbüblein (nr. 152) wieder begegnen werden. Ebenso sucht sich in den schottischen Balladen von Hauptmann Wedderburns Werbung und vom stolzen Fräulein Margaret (Child nr. 46. 47) die Schöne durch Rätsel des Freiers zu erwehren; umgekehrt erprobt in deutschen


  1. Das Rätsel lautet: ‘Sahi de casa com massa e pita; A massa matou a pita, A pita matou tres, Os tres mataram sete, Dos sete escolhi a melhor. Atirei no que vi E matei o que não vi, Com madeira santa Assei e comi; Bebi agua sem ser dos céos, Vi o morto carregando os vivos, Os mortos conversando os vivos; O que o homem não sabe, Sabio o jumento: Ouca tudo isto para seu tormento.’
  2. Das Rätsel lautet: ‘Cuando salí de mi pago, Saqué una tortillita, Tortillita mata siete, Tiré al que ví, Maté al que no ví, Comí carne no nacida. Tomé agua no llovida ni vertida, Tomé vino no fermentado ni oprimido, Sino que un águila llevo á su uido, Vide alzar un muerto a un vivo.’
  3. Vgl. E. Rohde, Der griechische Roman S. 420. Klebs, Die Erzählung von Apollonius aus Tyrus 1899 S. 299.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_200.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)