Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 202.jpg

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Kroatisch nach Valjavec bei Krauß 1, 253 nr. 53 ‘Die drei Brüder’. Strohal 2, 271 nr. 19 (scherzhaft). Bei Vuk Stef. Karadžić S. 169 nr. 45 überwindet der Hirt den König im Redekampf und erhält dessen Tochter. – Polnisch: Mater. antropol. 10, 290 nr. 56. – Kaschubisch: Bronisch 2, 30. – Kleinrussisch: Hrinčenko, Iz ust naroda S. 402 (auch biblische Rätsel). Ana Südungarn in Etnogr. Zbirnyk 30, 294 nr. 150 (schmutzig); aus der Ukraine bei Tarasevśkyj 1, 151 nr. 199 (ebenso). – Litauisch bei Leskien-Brugman S. 469 nr. 33 ‘Von dem Dummbart, der gegen die Königstochter das letzte Wort behielt’. Dowojna-Sylwestrowicz 1, 304 = Landau, Zs. f. vgl. Litgesch. 9, 371. – Lettisch bei Böhm, Schwänke 1911 nr. 26, 1 ‘Wie der Dumme eine Königstochter mundtot machte’. – Finnisch: Salmelainen 4, nr. 8. Suomi 3, 2, 209. Aarnes Register nr. 853. – Ungarisch bei Arany 1862 S. 216; vgl. R. Köhler, Zs. f. roman. Phil. 3, 617 und Katona, Zs. f. vgl. Litgesch. 2, 40. – Grusinisch: Sbornik Kavkaz. 13, 2, 46 nr. 3.


22a. Wie Kinder Schlachtens miteinander gespielt haben.
I.

In einer Stadt, Franecker genannt, gelegen in Westfriesland, da ist es geschehen, daß junge Kinder, fünf- und sechsjährige Mägdlein und Knaben miteinander spielten. Und sie ordneten ein Büblein an, das solle der Metzger sein, ein anderes Büblein, das solle Koch sein, und ein drittes Büblein, das solle eine Sau sein. Ein Mägdlein, ordneten sie, solle Köchin sein, wieder ein anderes, das solle Unterköchin sein; und die Unterköchin solle in einem Geschirrlein das Blut von der Sau empfahen, daß man Würste könne machen. Der Metzger geriet nun verabredetermaße an das Büblein, das die Sau sollte sein, riß es nieder und schnitt ihm mit einem Messerlein die Gurgel auf, und die Unterköchin empfing das Blut in ihrem Geschirrlein.

Ein Ratsherr, der von ungefähr vorübergeht, sieht dies Elend; er nimmt von Stund an den Metzger mit sich und fährt ihn in des Obersten Haus, welcher sogleich den ganzen Rat versammeln ließ. Sie saßen all über diesen Handel und wußten nicht, wie sie ihm tun sollten; denn sie sahen wohl, daß es kindlicher Weise geschehen war. Einer unter ihnen,

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_202.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)