Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 211.jpg

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einen Rocken, der allein spinnt, endlich einen zahmen Biber, zu mancherlei Diensten geschickt. Als Murmeltier mit diesen Gaben abends heimkommt, soll die andere Tochter sich gleiche erwerben, und springt in den Brunnen hinab. Sie gerät aber in Sumpfwasser, und wird wegen ihres Trotzes begabt, daß stinkendes Rohr und Schilf auf ihrem Kopf wächst; und wenn sie eins ausreißt, wächst noch viel mehr. Nur Murmeltier kann den häßlichen Schmuck auf einen Tag und eine Nacht vertreiben, wenn es sie kämmt; das muß es nun immer tun. Hierauf folgt die weitere Geschichte des Murmeltiers, wozu wieder andere Märchen benutzt sind, es soll allzeit etwas Gefährliches ausrichten, aber durch Hilfe seiner Zauberdinge vollbringt es alles glücklich.

Die niedersächsische Erzählung von Goldhähnchen und Pechhähnchen bei Schambach-Müller S. 276 gleicht der thüringischen (Apfelbaum, Backofen, Kuh. Die Leute im Häuschen fragen, ob sie mit ihnen oder mit Hunden und Katzen essen und ob sie durch die Goldtür oder Pechtür gehen will). Elsässisch bei Stöber, Volksbüchlein S. 113 = Firmenich 2, 510 ‘Die zwei Stiefschwesterlein’ (die weiße Madame fragt, ob sie in einer pechigen und harzigen Kutsche heimfahren will oder in einer silbernen und goldenen). Aus Luzern bei Lütolf S. 82 = Sutermeister nr. 2 ‘Goldig Betheli und Harzebabi’; vgl. Singer 1, 35 (das demütige Betheli gelangt durch ein Mauseloch, nicht durch den Brunnen in die unterirdische Welt und wird von schönen Kindern beschenkt). Aus Kärnten bei Franzisci, Carinthia 1866, 326 ‘Der verlorene Strähn’ (die Stieftochter eilt dem in den Bach gefallenen Garn nach, erhält es von einer Frau, dazu Nachtquartier, einen Schimmel zum Heimreiten und ein goldiges Kleid). Carinthia 1865, 309 ‘Das Katzenschloß und die böse Stiefmutter’. Aus Bayern bei Panzer, Beitrag 1, 125 ‘Die gute und die böse Schwester’ (Marie und Grete. Wie bei Grimm, doch ohne den Namen der Frau Holle). Fränkisch bei Bechstein 1845 S. 179 ‘Fippchen Fäppchen’; S. 219 ‘Der Garten im Brunnen’; S. 62 = 1874 S. 59 ‘Die Goldmaria und die Pechmaria’. Im niederösterreichischen Märchen bei Vernaleken nr. 27 ‘Die zwei Schwestern’ sind Züge aus dem Märchen vom Höllenpförtner (nr. 100) und der magischen Flucht (nr. 79) eingemengt; die Alte verfolgt das Mädchen, das ihr längere Zeit treu gedient, aber die in Töpfen eingeschlossenen Seelen befreit hat; Brunnen, Apfelbaum und Backofen, die es früher gepflegt hat, erquicken sie auf der

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_211.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)