Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 267.jpg

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Slov. čít. S. 125 = Lewestam S. 105 ‘Die Pfeife’ = Monseur, Bull. 2, 233 offenbart die Weidenpfeife, die der Hirt sich geschnitten hat, daß die älteste der drei Schwestern im Walde die jüngste aus Eifersucht auf deren Geliebten ermordet hat. Abgeschwächt aus dem Radomer Lande bei Kolberg 21, 188 nr. 8 (Linde), Gonet, Materyały 4, 258 nr. 26 (Lilie), Kozłowski S. 298 = Bugiel S. 208 (ein Freier verheißt diejenige unter den drei Schwestern heimzuführen, die zuerst den Korb voll Himbeeren pflückt; ein Greis hilft der jüngsten; Weide auf dem Grabe). Bei Karol Baliński S. 130 (Bugiel S. 200) gleicht der Eingang unserm Froschkönig (nr. 1): die jüngere Schwester erhält erst, nachdem sie sich dem zur Schlange verwünschten Prinzen versprochen, Wasser aus dem Brunnen; als nach einem halben Jahre der Freier in Menschengestalt erscheint, wollen ihm die Eltern lieber die ältere Tochter vermählen und stellen beiden Töchtern Aufgaben, die nur die jüngere löst; daher erschlägt und vergräbt die andere diese; an ihrem Hochzeitstage spielt ein junger Hirt das den Mord verratende Lied. Aus Posen bei Kolberg 14, 157 nr. 30 (Mord beim Erdbeerpflücken, Birke von der mittleren Schwester gepflanzt). Aus dem Krakauer Land bei Ciszewski 1, 78 nr. 67 (Stiefmutter und älteste Tochter begehen den Mord); 1, 79 nr. 68 (Leiche in die Donau geworfen). Bei Ciszewski, Lud z okolic Sławkowa S. 259 nr. 17 trifft der Vater den Hirten im Walde und kauft ihm die Pfeife ab. Ähnlich lauten die Volksballaden bei Kolberg, Pieśni ludu polskiego 1857 S. 292–295 (Bugiel S. 204. Monseur, Bull. 2, 233); als die Schwester die Geige zornig zerschmettert, fliegt daraus eine Taube zum Himmel empor; in zwei Fassungen aus dem Gouv. Lublin bei Bugiel S. 211 f. wächst eine Eibe oder Weide auf dem Grabe; in der Bearbeitung A. Chodźkos (Woycicki³ S. 208. Zdziarski, Pierwiastek ludowy S. 231. Bugiel S. 215) schneidet sich der siebenjährige Sohn der Mörderin im Walde ein Pfeifchen. Auf dieser Ballade beruht Jul. Slowackis dramatisches Gedicht ‘Balladyna’ (Zdziarski S. 247); andere literarische Bearbeitungen erwähnt Bugiel S. 196. – Weißrussisch bei Federowski 2, 97 nr. 70–71: der Vater sagt den Töchtern, welche von ihnen zuerst ein Körbchen voll Erdbeeren bringe, solle heiraten; der Prinz, der sich vom Ahorn ein Pfeifchen schneiden läßt, gräbt das Mädchen aus, und es wird wieder lebendig. Ähnlich 2, 335 nr. 392 (Schilfrohr). Aus dem Gouv. Mogilew bei Romanov 3, 262 nr. 45 (zwei Schwestern erschlagen den Bruder; eine goldene und silberne Eiche);

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_267.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)