Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 281.jpg

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Jetzt weck mich nicht wieder! Der Morgen muß bald anbrechen, ich will noch schlafen, sonst spring ich übel mit dir um.’

Wie nun der Holzhacker alles gehört hatte und der Teufel wieder schnarchte, bedankte er sich bei der Frau Teufelin und zog fort. Als er zu dem Fischer kam, wollte der Auskunft haben. ‘Fahr mich nur erst hinüber!’ Drüben aber sagte er zu ihm: ‘Der erste, der wieder kommt und will übergefahren sein, den halt an, daß er so lange das Amt übernimmt, bis ihn wieder einer ablöst!’ Darauf kam er zu dem Mann mit dem unfruchtbaren Feigenbaum und sagte ihm: ‘Töte nur die weiße Maus, die an den Wurzeln nagt, so wird dein Baum wieder Früchte tragen wie vorher’. – ‘Was verlangst du zur Belohnung?’ fragte der Mann. ‘Ein Regiment Infanterie.’ Und kaum hatte er das gesagt, so marschierte ein Regiment hinter ihm her. Der Holzhacker gedacht: Das geht gut, und kam in die Stadt, wo der Marktbrunnen vertrocknet war: ‘Holt den weißen Stein heraus, der auf dem Grund liegt!’ Da stieg einer hinab und holte den Stein, und kaum war er oben, so füllte sich der Brunnen wieder mit dem klarsten Wasser. ‘Womit sollen wir dich belohnen?’ fragte der Bürgermeister. ‘Gebt mir ein Regiment Kavallerie!’ Und als der Holzhacker zum Tor hinausging, ritt auch ein Regiment Kavallerie hintendrein. – So kam er in die andere Stadt, wo die Prinzessin krank lag, die kein Arzt kurieren konnte. ‘Macht nur die weiße Unke tot, die unter dem Bett versteckt ist!’ Und wie das geschehen war, so fing die Prinzessin an sich zu erholen, frisch und rot zu werden. ‘Was willst du zur Belohnung?’ fragte der König. ‘Vier Wagen mit Gold beladen’, sagte der Holzhacker.

Endlich kam der Holzhacker heim und hinter ihm ein Regiment Infanterie, ein Regiment Kavallerie und vier Wagen ganz mit Gold beladen, die drei goldenen Haare aber trug er bei sich. Vor dem Tore hieß er seine Begleitung warten; wenn er aber von dem Schloß ein Zeichen gäbe, dann sollten sie schnell einziehen. Darauf ging er vor der Prinzessin, seiner Geliebten, Vater, reichte ihm die drei goldenen Haare des Teufels und bat ihn, seinem Versprechen gemäß ihm die Prinzessin zu geben. Der König erstaunte, sagte, mit den drei goldenen Haaren habe es seine Richtigkeit, aber wegen der Prinzessin müsse er sich bedenken. Wie der Holzhacker das hörte, stellte er sich zum Fenster und pfiff hinaus; da kamen auf einmal durch das Tor ein Regiment Infanterie, ein Regiment Kavallerie und vier schwerbeladene Wagen marschiert. ‘Herr König’, sagte der Holzhacker, ‘seht her, das sind meine Leute, die ich mitgebracht habe, und dort das ist mein Reichtum in den Wagen, die sind voller Gold. Wollt Ihr mir nun die Prinzessin geben?’ Der König erschrak und sagte: ‘Ja, von Herzen gern.’ Da wurden beide vermählt und lebten in Glückseligkeit.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_281.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)