Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 289.jpg

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J. Grimm, Mythologie ³ S. 828. 3, 265. Zs. f. Volkskunde 4, 136, Wuttke, Volksaberglaube § 305. 579.

Das Holen dreier Haare des Teufels (J. Grimm, Mythologie ³ S. 950) entspricht merkwürdig einer Erzählung bei Saxo Grammaticus im 8. Buche p. 294. Thorkill gelangt nach Utgard, das gleich der Hölle beschrieben wird, und reißt dort dem Utgarthiloki eins seiner langen Barthaare aus, das greulichen Gestank verbreitet; vgl. P. E. Müller, Undersögelse af Saxo 1830 S. 141. A. Olrik, Kilderne til Sakses Oldhistorie 1, 172. 2, 133. Huon von Bordeaux (ed. Guessard 1860) wird von Karl dem Großen ausgesandt, dem Kalifen einige Barthaare auszuraufen. Im Zigeunermärchen bei Wlislocki 1890 S. 270 nr. 38 reißt ein Bursch dem schlafenden Teufelkönig drei Barthaare aus, mit denen er alle Steine in Gold verwandeln kann. Bei Wolf, DMS. S. 141 will ein Räuber dem Helden seinen Vater nur gegen drei Federn von des Teufels Kopf freigeben. Im italienischen Märchen bei Finamore 1, 2, 13 nr. 56 wird der kinderlosen Königin eine Abkochung von drei Barthaaren des Teufels verordnet.

Von des Teufels Mutter oder Großmutter ist in J. Grimms deutscher Mythologie ³ S. 959. 3, 297 die Rede. Sie ist hier gutmütig und steht dem Bedrängten bei, wie in nr. 125 und im englischen Märchen von Jack und dem Bohnenstengel. Auch die Töchter des Riesen zeigen sich dem Fremdling geneigt. Der bei der Befragung des Teufels zuhörende Jüngling wird zuweilen vorher in eine Ameise (Afzelius 2, 342. Maspons 1, 50) oder eine Hechel (Grundtvig, D. Folkeæv. 1, nr. 12) verwandelt.

Zu der feinen Witterung des Teufels ‘Ich rieche, rieche Menschenfleisch’ vgl. J. Grimm, Mythologie ³ S. 454. Unten nr. 82a (Ich wittre Menschenfleisch) und nr. 165 (I schmöke ne Christ). Wolf, Hausmärchen S. 25 (Menschenfleisch riech ich, Menschenfleisch genieß ich). 188. 318 (Wen hast du heim? Ich rieche Menschenfleisch). Zingerle 2, 71 (Ich schmeck, ich schmeck einen Christen). Pogatschnigg nr. 7 (I schmöck Menschenfleisch). Salman und Morolf str. 731, 1 (Ich smacke tûtsche îserîn gewant). – Dänisch in der Ballade von Rosmer (Grundtvig DgFv. 2, 72 nr. 41: Her haffuer werrit christenmand, jeg lucter endtun deris ande). Grundtvig, Minder 1, 164 (Her lugter af Kristenblod) und 171. Kamp 1, 27 (Hu, hu, je lugter Menneskeblod) und 183. 190. Berntsen 1, 93 (Prrrr, fy for Pokker, hvor her lugter af Kristenmenneskeblod). –

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_289.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)