Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 325.jpg

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von dem es im Speculum historiale des Vincentius Bellovacensis 24, 98 heißt: ‘Ibi (zu Sevilla) didicit et cantus avium et volatus mysterium’. Raphael Meyer, Om Gerbert-sagnet (Kopenhagen 1902). Doch auch von der Wahl Innocenz III. im J. 1198 wird erzählt, drei Tauben seien in der Kirche umhergeflogen und zuletzt habe sich eine weiße zu seiner Rechten gesetzt (Raumer, Geschichte der Hohenstaufen 3, 74 = 2. Aufl. 2, 595. Grimm, Mythol.³ S. 135. Wackernagel, Kl. Schriften, 3, 198. 232).

In einem andern Märchen von der Tiersprache wird der Mann vom Hahn gewarnt, um seiner neugierigen Frau willen sein Leben aufs Spiel zu setzen (oben S. 132 zu nr. 17), in einem dritten (R. Köhler 2, 340) muß der Kenner der Vogelsprache die goldhaarige Jungfrau für den König holen.

Daß ein Vogel den zu erwählenden König bezeichnet, kommt noch in vielen Märchen vom Glücksvogel (unten zu nr. 60. 122) vor, z. B. beim Grafen Caylus ‘L’oiseau jaune’, M. Monnier p. 107 ‘Les cornes’, Şăinénu p. 663, Šapkarev S. 256 nr. 137 und S. 444 nr. 259, Zbiór 9, 89 nr. 5, Zs. der morgenld. Ges. 36, 238, Radloff 4, 476; doch auch in andern: arabisch bei Chauvin 5, 94. 6, 75, kaukasisch im Sbornik kavkaz. 19, 2, 178. 20, 2, 75. 21, 2, 19. 24, 2, 258; Radloff 4, 143. 6, 160; bulgarisch im Sbornik min. 6, 162. 14, 130; serbisch im Prosvjeta 4 (Etnograf. Obozr. 18, 187); čechisch bei Menšík, Jemn. S. 75 (Papst erwählt); türkisch bei Kúnos, Stambul S. 14; koptisch bei Basset, Afrique p. 8 nr. 4 (ein Adler trägt in seinen Krallen eine Krone herzu). Als einen Narrenstreich der Dölpelbacher erzählt bereits Waldis, Esopus 4, nr. 90 (1548), daß durch eine herumflatternde Taube ein Bäcker zum Bischof erkoren ward.


33a. Der gestiefelte Kater.

Ein Müller hatte drei Söhne, seine Mühle, einen Esel und einen Kater; die Söhne mußten mahlen, der Esel Getreide holen und Mehl forttragen und die Katz die Mäuse wegfangen. Als der Müller starb, teilten sich die drei Söhne in die Erbschaft: der älteste bekam die Mühle, der zweite den Esel, der dritte den Kater, weiter blieb nichts für ihn übrig. Darüber ward er traurig und sprach zu sich selbst: ‘Ich hab es doch am allerschlimmsten kriegt; mein ältester Bruder kann mahlen,

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_325.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)