Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 363.jpg

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Aus dem Halberstädtischen stammt die von Klee, Germania 29, 253 gedruckte ‘Hochzeit der Frau Füchsin’. Aus Pommern bei Brunk, Garzigar S. 6 = Bl. f. pomm. Volkskunde 9, 38 ‘Fuchs und Füchsin’ (der Fuchs stellt sich tot). Sonst tritt in Norddeutschland fast immer eine Katze als Heldin statt der Füchsin auf, und der Kater fällt sich meist beim Nußpflücken zu Tode (vgl. unsre nr. 80); so in Holstein bei Wisser 2, 65 ‘De Katt’ und Heimat 9 (1899), 106 ‘Vun de Katt, de gar ne werr fre’n will’; in Mecklenburg bei Wossidlo 2, 290 nr. 1836–1843. 1854–1856 ‘Katze und Katzmann’; in Pommern Bl. f. pomm. Volksk. 1, 164 ‘Die Katze und die Kröte’; ebd. 2, 120 ‘Katz und Katzmann’; in Ostpreußen bei Lemke 2, 37 und 40 ‘Von Katzchen und Katerchen, die auf die Nüsse gingen’. Einzelne Reimpartien sind aufgezeichnet von Nathansen, Aus Hamburgs alten Tagen 1894 S. 124 ‘Guten Tag Katzwitz’; Schumann, Volksreime aus Lübeck 1899 S. 43 nr. 173; Drohsihn, Deutsche Kinderreime 1897 S. 66 nr. 103–104; Diermissen, Ut de Mußkist 1862 S. 29 nr. 125; Grote, Aus der Kinderwelt 1872 S. 247; Grisebach, Novelle von der treulosen Witwe 1886 S. 130 (aus Hannover und Rostock).

Ein dänisches Lied aus Apenrade mit der Kehrzeile ‘Om en skjön Awten’ bei Grundtvig, Minder 3, 222 nr. 403 = Firmenich 3, 803 ‘Ä Änke-Röwind’ (die Füchsin Witwe) ist wohl in neuerer Zeit entstanden. Das schwedische Volksbuch ‘Guldfogeln, eller Riddaren på Räfwen, samt en ny och mycket lustig Historie om Räfwens Enka’ (Stockholm 1824. Bäckström, Svenska folkböcker 2, öfversigt S. 148. 1848) ist aus dem Grimmschen Märchen übersetzt. – In einem Märchen der siebenbürgischen Zigeuner ‘Herr Rabe und seine junge Frau’ oder ‘die treulose Witwe’ bei Wlislocki, Märchen der transsilvanischen Zigeuner 1886 nr. 4 (vorher in der Ungarischen Revue 1883 und bei R. v. Kittlitz, Die Zigeuner 1885 S. 391) stellt sich der alte Rabe tot; seine Frau betrauert ihn und weist zwei alte Freier ab; nimmt aber einen jungen Raben als Liebhaber auf und will den Toten vom Diener wegbringen lassen; da erhebt sich dieser und prügelt Frau und Liebhaber zum Hause hinaus. In einem Negermärchen (Mansfeld S. 227 nr. 12) stellt sich ein Hund tot, um die Liebe seiner drei Frauen zu erproben.[1]


  1. Menschliche Seitenstücke dazu bei Pauli, Schimpf und Ernst nr. 144; H. Sachs, Fabeln 3, 187; Zs. f. Volkskunde 19, 92; Sébillot, Joy. histoires p. 51.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_363.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)