Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 442.jpg

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wird durch die beiden Fassungen des Märchens aus dem 14. Jahrhundert keineswegs bestätigt.

Die Verfolgungen der Heldin und ihrer Kinder durch die haßerfüllte Schwieger, die in den romanischen Fassungen auftreten, begegnen ähnlich in den zwölf Brüdern (9), in Varianten des Mädchens ohne Hände (31), den sechs Schwänen (49) u. a.


51. Der Fundevogel. 1856 S. 86.

1812 nr. 51 von der Friedrike Mannel, aus der Schwalmgegend in Hessen.

Es wird auch erzählt, daß die Köchin die böse Frau des Försters war, und Fragen und Antwort werden anders gestellt, z. B. ‘Ihr hättet die Rose nur abbrechen sollen[WS 1], der Stock wäre schon nachgekommen.’ – Voß hat das Märchen in seiner Jugend erzählen hören, wie er 1801 (Idyllen S. 374) in den Anmerkungen zu der 1778 verfaßten Idylle ‘Der Riesenhügel’[1] angibt: ‘Aus einem Märchen, das ich in der Kindheit hörte, behielt ich dieses. Ein Zauberer, der vor einer Hexe entfloh, zog seine bezauberten Stiefel an, sagte: ‘Vor mir Tag und hinter mir Nacht’[2] und wandelte durch die Luft, neun Meilen mit jedem Schritt. Als ihn dennoch die Hexe auf ihren Pantoffeln einholte, entschlüpfte er ihr, immer umsonst, in mancherlei Truggestalten und zuletzt als ein stürmisches Meer, welches die Hexe austrank’. Ähnlich lautet die mecklenburgische Erzählung bei Mussäus, Jahrbücher 5, 82 nr. 7 ‘Die Hexenkunst’ = Bartsch 1, 129 = Colshorn nr. 69.

Der Fundevogel gehört zusammen mit dem liebsten Roland (nr. 56), dem Okerlo (nr. 70a), der Wassernixe (nr. 79), den zwei Königskindern (nr. 113), der wahren Braut (nr. 186) und dem Trommler (nr. 193) zu einer Märchengruppe, welche folgende Motive


  1. Dort v. 148 ruft eine Hexe:

    Tauch in die schwellende Weser, ja schreit in magischen Stiefeln,
    Vor dir Tag und hinter dir Nacht, neun Meilen auf einmal!
    Werd auch ein stürmendes Meer! Auf Regenbogen die Nacht durch
    Folg ich mit schnellerer Sohl und trinke das stürmende Meer aus.

  2. Dieselbe Zauberformel lautet bei Mussäus, Die Nymphe des Brunnens: ‘Hinter mir Nacht und vor mir Tag, | Daß mich niemand sehen mag.’ Vgl. unten zu nr. 65.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: solchen
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 442. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_442.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)