Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 453.jpg

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Auch ist ein echter Zug, daß am Ende die Zwerge stählerne Pantoffel schmieden, glühend machen und der Stiefmutter anschuhen, die darin tanzen muß, daß die Saaldielen rauchen. – Eine ausführliche dramatische Behandlung ‘Schneewittchen’ bei A. L. Grimm, Kindermährchen (Heidelberg 1808) S. 1–76. – Bei Aurbacher, Ein Büchlein für die Jugend 1834 S. 260 ist die Geschichte von Schneeweißchen (ohne die Zwerge) eingelegt in das Märchen von den Krähen (unten nr. 107). – In einer Halberstädter Aufzeichnung Rhodes (Büschings Wöchentliche Nachrichten 2, 185. 1816; vgl. Nork in Scheibles Kloster 9, 851) ist Schniewitte mit dem Aschenbrödelmärchen verbunden; ein Vogel singt den dem Prinzen vorgestellten Stiefschwestern zu: ‘Schniewitte under Bargen, under hunderdusend Twargen is schöner wie du’. In Marbachs Volksbüchern 11, 65 (1838) und bei Bechstein 1845 S. 197 = 1874 S. 180 ‘Schneeweißchen’ ohne neue Züge[1]. Aus dem Wallis bei Jegerlehner, Am Herdfeuer S. 41 ‘Das hübsche Vogelti’, wo statt des Zauberspiegels eine Hexe, statt der Zwerge zwölf Räuber und statt Schnürriemen und Giftapfel Hemd und Goldring erscheinen. Verblaßt aus Posen im Rogasener Familienblatt 1912, 50 ‘Die böse Stiefmutter’.

Wir unterscheiden folgende Züge: A. die Schönheit der Heldin, weiß wie Schnee, rot wie Blut; – B. die Eifersucht der Stiefmutter, welche einen Zauberspiegel besitzt; – C¹. die Stiefmutter befiehlt einem Jäger, die Heldin im Walde zu erstechen, der sie indes verschont; – C²˙⁴. und sucht sie dann durch einen vergifteten Schnürriemen, Kamm und Apfel zu töten. – D. Die Zwerge (Räuber), welche Sneewittchen bei sich aufgenommen haben, vereiteln diese Versuche bis auf den letzten und legen das tote Mädchen in einen Glassarg. – E. Ein Königssohn sieht es und erweckt es zum Leben. – F. Die böse Stiefmutter wird bestraft.

Vlämisch: Cornelissen-Vervliet nr. 16 ‘Sneeuwitteken’ (A B C⁴ D E). – Dänisch: Winther 1, 40 ‘Snehvide’ (1823); ein Volksbuch ‘Tvende Historier, 1: Sneehvid og Rosenrød eller de tolv Vildænder’ (Kopenhagen 1848 und 1852); eine hsl. Aufzeichnung aus Höje Tåstrup in S. Grundtvigs Nachlaß Bd. 75: ‘Snehvide’; Berntsen 2, 105 nr. 16 ‘Snehvide’ (A B C¹˙⁴ D E F. bei Räubern; Halsband,


  1. Auf Grimm gehen zurück ein Epos von J. Pape (1856) und ein Oratorium von K. Reinecke (um 1875).
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 453. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_453.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)