Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 465.jpg

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er fertig gegessen hatte, nahm er die Serviette mit sich und ging weiter; und wenn ihn wieder Hunger und Durst ankam, so deckte er die Serviette auf, und was er wünschte, das stund darauf. – Nach einer Tagreise kam er zu einem Köhler, der brannte Kohlen und kochte Kartoffeln. Der Köhler bat ihn zu Gast, er sagte aber: ‘Ich will nicht bei dir essen, aber ich will dich zu Gast bitten’. Der Köhler fragte: ‘Wie ist das möglich? Ich sehe ja nicht, daß du etwas bei dir hast’. – ‘Das tut nichts; setz dich nur her!’ Damit deckte er seine Serviette auf, da stand alles, was zu wünschen war. Der Köhler ließ sichs gut schmecken und hatte großen Gefallen an der Serviette; und als sie abgegessen hatten, sagte er: ‘Tausch mit mir! Ich geb dir für die Serviette einen alten Soldatentornister; wenn du mit der Hand darauf klopfst, kommt jedesmal ein Gefreiter und sechs Mann Soldaten mit Ober- und Untergewehr heraus; die können mir im Walde nichts helfen, aber die Serviette wär mir lieb’. Der Tausch ging vor sich, der Köhler behielt die Serviette, der Schwarzenfelser nahm den Tornister mit. Kaum war er aber ein Stück Wegs gegangen, so schlug er darauf. Da kamen die Kriegshelden heraus: ‘Was verlangt mein Herr?’ – ‘Ihr marschiert hin und holet bei dem Köhler meine Serviette, die ich dort gelassen.’ Also gingen sie zurück und brachten ihm die Serviette wieder. – Abends kam er zu einem andern Kohlenbrenner, der lud ihn wiederum zum Abendessen ein und hatte desgleichen Kartoffeln ohne Fett. Der Sehwarzenfelser aber deckte seine Serviette auf und bat ihn zu Gast, da war alles nach Wunsch. Als die Mahlzeit vorbei war, hielt auch dieser Köhler um den Tausch an; er gab für die Serviette einen Hut, drehte man den auf dem Kopf herum, so gingen die Kanonen, als stünd eine Batterie auf dem Flecken. Als der Schwarzenfelser ein Stück Wegs fort war, klopfte er wieder auf seinen alten Ranzen, und der Gefreite mit sechs Mann mußte ihm die Serviette wieder holen. – Nun ging es weiter fort in dem nämlichen Wald, und er kam abends zu dem dritten Köhler, der lud ihn wie die andern auf ungeschmälzte Kartoffeln, erhielt aber von ihm ein Traktament und vertauschte ihm die Serviette für ein Hörnlein, wenn man darauf blies, fielen alle Städte und Dorfschaften wie auch alle Festungswerke übern Haufen. Der Köhler behielt aber die Serviette nicht länger als die andern; denn der Gefreite mit sechs Mann kam bald und holte sie ab.

Wie nun der Schwarzenfelser alles beisammen hatte, kehrte er um nach Haus und wollt seine beiden Brüder besuchen. Diese waren reich von ihrem vielen Gold und Silber, und wie er nun kam, einen alten zerrissenen Rock anhabend, da wollten sie ihn nicht für ihren Bruder erkennen. Alsobald schlug er auf seinen Tornister und ließ 150 Mann aufmarschieren, die mußten seinen Brüdern die Hucke (den

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 465. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_465.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)