Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 510.jpg

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20, 107 ‘The Aderna bird’. – Arabisch: 1001 Nacht übersetzt von Henning 23, 5 (Chauvin 6, 5 nr. 182 ‘Le sultan du Yémen et ses trois fils’) und 23, 187 (Chauvin 6, 8 nr. 273 ‘Les trois princes et l’oiseau magicien’; beidemal wird der Vogel nicht als Heilmittel für den Vater gesucht). Ein in Kairo gedrucktes Volksbuch bei Galtier, Actes du 14. congrès des Orientalistes, Alger 1905, 3, 263 bis 281 (Fuchs verhilft dem jüngsten Bruder zum Goldvogel, braunen Füllen und zur goldhaarigen Prinzeß, wird enthauptet zum Bruder der Prinzeß). Lidzbarski S. 45 nr. 1 ‘Vom Kaufmanne, seinen drei Söhnen und drei Töchtern’ (singende Früchte aus dem Garten des Bulbul Hazâr; die Brüder werfen den Helden in den Brunnen, die Tierschwäger helfen ihm). Oestrup nr. 6 ‘Les trois princes et l’oiseau d’or’. Spitta-Bey p. 123 ‘Le rossignol chanteur’ = Seidel 1896 S. 26. Müller, Mehri-Sprache 1, 135 ‘Geschichte dreier Brüder’ (kein Heilmittel). – Suaheli: Velten S. 119 ‘Msiwanda’ (sieben Brüder); vgl. S. 103 (Trommel mit siebenfachem Klang). Büttner S. 113 ‘Fräulein Matlai Schems’. – Madagassisch: Folk-lore Journal 2, 129 ‘Isìlakòlona’ (vier Brüder sollen ein weißes Huhn, rote Birnen, einen Ochsen und andere Tiere ihrem Vater bringen; der jüngste gewinnt diese und wirft den verfolgenden Hexen ein Rohr, Binse, Ei, Kiesel entgegen). – Tunisisch: Stumme 2, 57 nr. 4 ‘Prinz Ali’ (und der Wesirssohn). – Kabylisch: Rivière p. 235 ‘Les trois frères’.

Das in Europa wie im Orient verbreitete Märchen ist mit dem Wasser des Lebens (nr. 97) nahe verwandt. In beiden ziehen drei Königssöhne aus, um ein Heilmittel (Wundervogel, Blume, Frucht, Wasser) für ihren kranken (blinden) Vater zu suchen; doch nur dem jüngsten glückt es mit Hilfe eines verzauberten Fuchses (Zwerges, einer alten Frau), den Goldvogel und dazu noch ein gutes Roß und eine schöne Jungfrau zu gewinnen; aus Neid beschließen seine älteren Brüder ihn zu berauben und in einen Brunnen zu stürzen, aber der Fuchs rettet ihn. Etwas anders entwickelt sich, auch abgesehen von der Art des Heilmittels, die Handlung in nr. 97: der beste Jüngste findet im fernen Wundergarten eine schlafende Jungfrau, legt sich zu ihr und schreibt beim Fortgehen seinen Namen auf (wie in einigen Fassungen des Dornröschens nr. 50); die mißgünstigen Brüder vertauschen das Lebenswasser und verleumden ihn beim Vater, der ihn verstößt; aber die nach dem Vater ihres Kindes forschende Prinzeß überführt die Verleumder und vermählt

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 510. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_510.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)