Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 514.jpg

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armenischen Fassungen die Nachtigall geholt wird, weil ohne sie die Kirche oder Moschee unfertig bleibt, hängt wohl mit dem alten Brauche der Ägypter, Griechen und Römer zusammen, an die Vorderseite eines Tempels einen Adler zu setzen; vgl. S. Reinach, Revue archéologique 4. sér. 10, 59 (1907), Wickram, Werke 8, 18 und W. Klinger, Das Tier im Aberglauben der antiken Zeit und der Gegenwart S. 55.

Auch die übrigen Motive sind noch anderwärts nachzuweisen. Der Eingang, nach dem drei Brüder nacheinander nachts den Goldapfelbaum bewachen und erst der jüngste den Unhold oder Vogel, der die Äpfel stiehlt, ertappt, kehrt im Erdmänneken (nr. 91) wieder; vgl. R. Köhler 1, 293. 516 und Zs. f. Volksk. 6, 164 zu Gonzenbach nr. 64; Leskien-Brugman S. 537; Polívka, Zs. f. öst. Volksk. 5, 139 zu Malinowski 13; färöisch Jakobsen nr. 14a, ungarisch Róna-Sklarek 2, 148 nr. 12; lappisch Friis nr. 21 = Poestion nr. 24. Mehrfach wird dabei berichtet, wie der jüngste Bruder sich des Schlafes erwehrt: er legt Dornen und Disteln vor sich (Sébillot, Folklore de France 3, 162. Pedersen S. 30. Krauß 1, 390. 398. 409. Veckenstedt S. 57. Menšík, Mor. poh. S. 58. Woycicki S. 120. Zbiór wiadom. 8, 307. Malinowski S. 142. Zdziarski, Garść baśni S. 17. Leskien-Brugman S. 364. 525), oder eine Hechel (Sommer 1, 96. Comparetti nr. 50), Nadeln (Ciszewski, Krak. S. 186. Rudčenko 1, 153. Federowski 2, 58. Weryho S. 39), eine Backofenkrücke (Dowojna Sylwestrowicz 1, 268), eine Igelhaut (Waldau S. 133. Kolberg, Lud 8, 48), einen Dolch (Chalatianz, Zs. f. Volkskunde 14, 386. Langegg, Teegeschichten 1, 66), streut Salz in seine Wunde (R. Köhler 1, 561. Sbornik min. 14, 131) oder klaubt Mohnsamen aus der Asche (Karłowicz S. 117). – Das Stürzen in den Brunnen, wofür auch ein Steinbruch und in nr. 97 Verstümmelung vorkommt, erinnert an die Erzählung von Joseph; vgl. über die treulosen Brüder R. Köhler 1, 292. 537. 543 und Macculloch p. 354. – Die Befreiung durch den Fuchs an die des Aristomenes bei Fausanias 4, 18, 6, des Sindbad in 1001 Nacht (Henning 10, 55. Chauvin 7, 19 nr. 373D), des Gog und Magog bei Montevilla (Simrock, Volksbücher 13, 131) und an Grundtvig, Danske folkeæventyr 1, 62 = Grundtvig-Leo 1, 4; Decurtins 2, 21 nr. 11 = Jecklin 1, 102; Nerucci, Novelle montalesi nr. 48 p. 400; Schreck S. 38 nr. 5; Basset, Contes berbères p. 196. – Die Warnung, kein Galgenfleisch zu kaufen, kehrt bei

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 514. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_514.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)