Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 544.jpg

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Lappisch: Qvigstad-Sandberg p. 48 ‘Lykkefuglen’. Wotjakisch bei Aarne 1907 S. 154. Kaukasus: Sbornik Kavkaz. 35, 2, 101 nr. 7. Ungarisch: Gaal 1822 S. 195 ‘Der Vogel Goldschweif’. Türkisch: Jacob, Türkische Bibliothek 5, 102–113 (1906. Xoros kardasch). Kunós, Adakale 2, 193. – Aus Mauritius bei Baissac p. 58 nr. 6 ‘L’oisseau qui pondait des oeufs d’or’. Aus Nubien bei Rochemonteix p. 384 nr. 7 ‘Pauvre Ali, heureux Mohammed’. Berberisch bei Basset 1, 75 nr. 36 ‘L’oiseau merveilleux et le juif’. Aus Marokko bei Stumme, Schluh S. 119 nr. 15 ‘Von den beiden Knaben, die das Herz und den Kopf des Vogels gegessen hatten’. Stumme, Tunisische Märchen 2, 93 nr. 6 ‘Der rechte König’. Weitere Nachweise folgen unten zu nr. 122.

Zweitens die wunderbare Empfängnis[1] durch den Genuß eines Trunkes Wasser, einer Frucht oder eines Fisches. Zu der ersten Weise sei nur an die Befruchtung der Danae durch Regen im griechischen Mythus erinnert (Hartland, Primitive paternity 1, 24. 88), sowie an den Besuch bestimmter Quellen und Brunnen durch das französische Volk (Sébillot, FL. de France 2, 232. 316. Hartland 1, 12. 64. Saintyves, Les vierges mères p. 39. Zwei Gläser Regenwasser im weißrussischen Märchen Mater. język. 2, 159). Juno empfängt bei Ovid (Fasti 5, 255) den Mars durch Riechen an einer Blume; vgl. das ajsorische Märchen Sbornik Kavkaz. 20, 2b, 44. Im Roman de saint Fanouel aus dem 12. Jahrh. (Revue des l. rom. 28, 160. 167) wird Abrahams Tochter durch den bloßen Geruch einer Frucht schwanger, und als ihr Sohn sich später mit einem Messer verwundet, mit dem er einen solchen Apfel geschnitten hat, ergeht es ihm nicht anders (Wesselofsky, Razyskanija c. 10 S. 418. Dragomanov, Rozvidky 3, 140. Hartland, Pat. 1, 17. Benfey, Pantschatantra 1, 266¹. Gagausisch: Etnogr. Obozr. 51, 7. Wiener SB. 20, 109); Früchte bewirken auch in neueren Märchen das Gleiche (Campbell nr. 4. Cosquin 1, 69. 72. 80. 145. 149f. Schullerus, Archiv 33, 656. Sébillot 3, 433. 528). Häufiger aber ist die Schwangerschaft durch den Genuß eines Fisches, so in serbokratischen Liedern (Andrić, Ženske pjesme 54, 436 nr. 39. Forschungen zur Kulturgeschichte Bayerns 4, 129. 1896) oder bei Basile 1, nr. 9, wo das Herz des Seedrachen gekocht wird und durch den bloßen Geruch auch die Magd und das Stubengerät fruchtbar


  1. Hartland, The legend of Perseus 1: The supernatural birth (L. 1894) p. 71–102.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 544. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_544.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)