Seite:Grimms Märchen Anmerkungen (Bolte Polivka) I 555.jpg

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Einfluß zurück; doch s. Zs. der d. morgenl. Ges. 40, 523 und Kern, Verslagen der Academie te Amsterdam 6, 4, 23 (1904). Auch Aladdin in 1001 Nacht (Chauvin 5, 62) und Saïf al mulûk (Chauvin 7, 67. Henning 13, 105) sichern ihre neben ihnen ruhende Geliebte auf diese Weise. Von neueren Märchen vgl. Bladé 1, 21 ‘Le roi des corbeaux’. Arnaudov S. 36 nr. 16. Šapkarev 8–9, 144 (Säbel und Pistolen). Valjavec S. 125. Ciszewski, Krakowiacy S. 41. Zbiór 15, 13. Kolberg, Lud 14, 12 (Holz). Šuchevyč S. 85. Leskien-Brugman S. 548. Kúnos, Stambul S. 202. Kúnos, Adakale 2, 297. Prym-Socin, Tûr-Abdîn 2, 24 nr. 7. Reinisch, Nuba-Sprache 1879 1, 190 ‘Erprobte Tugend’.

Über den Ursprung der ganzen Erzählung bemerken die Brüder Grimm 1822: In diesem merkwürdigen Märchen sind zwei verschiedene Richtungen anzudeuten. Erstlich bricht darin die Sage von Sigurd durch. Schon das Aussetzen des neugeborenen Kindes in das Wasser, womit die andern Erzählungen einleiten stimmt mit der Überlieferung der Wilkinasaga zusammen, wonach Siegfried von seiner Mutter in ein Glaskästchen gelegt wurde, das in den Fluß rollte und fortgetrieben ward (vgl. das Märchen vom goldenen Berg nr. 92). Nun folgt der listige und böse Goldschmied, der Regin der nordischen Sage. Dann der redende goldreiche Vogel, die weissagenden Vögel und der Lindwurm Fafnir zugleich; das Essen des Tierherzens, das Gold und Königtum (Weisheit) gewährt[1], wonach der Schmied auch listig strebt, das aber dem Sigurd zuteil wird. Der Unterricht in den Jagdkünsten entspricht dem Unterricht, welchen Regin dem Sigurd gibt. Die treuen dienenden Tiere kommen mit dem Roß Grane überein. Dann folgt die Befreiung der Jungfrau vom Drachen, nämlich der Kriemhild nach dem deutschen Liede; im nordischen ist es das Sprengen des Flammenwalles, wodurch der Held sie erwirbt. Dennoch trennt er sich wieder von ihr, wie Sigurd von der Brunhild. Der Bruder, der gleiche Gestalt mit ihm hat, ist Gunnar der Blutsbruder, mit dem Sigurd auch die Gestalt tauscht; ja das Schwertlegen kommt vor, nur in umgekehrtem Verhältnis. – Sodann enthält das Märchen auch die Sage von den Blutsbrüdern, welche die Brüder Grimm in ihrer Ausgabe von Hartmanns armem Heinrich 1815 S. 183–197


  1. Wie in nr. 17 der Genuß des Schlangenfleisches die Tiersprache lehrt. – Jacob Grimm hat zu dieser Vergleichung der Wilkinasage im Handexemplar vier Fragezeichen an den Rand gesetzt.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Bolte, Jiří Polívka: Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I. Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1913, Seite 555. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimms_M%C3%A4rchen_Anmerkungen_(Bolte_Polivka)_I_555.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)