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einem der Ministerien treten, fröstelnd den Rockkragen hochschlagen und dem Rauch ihrer Papiros sinnend nachschauen.

Es war klar, daß wichtige Dinge im Gange waren, aber man wollte nur zu gern annehmen, daß die Verwicklungen schließlich doch beigelegt würden. Das mußte doch wohl geschehen, denn andernfalls drohte nicht etwa der Zusammenstoß einer oder zweier Mächte, sondern das, was die Presse seit bald einem Jahrzehnt als Teufel an die Wand gemalt hatte, der Weltkrieg.

Der Weltkrieg! Etwas ganz Ungeheuerliches, ein Kampf, bei dem die neuesten Errungenschaften der Technik in Anwendung kommen würden. Er würde vielleicht in der Luft zum Austrag kommen, oder unter Wasser, — wer mochte das wissen. Jedenfalls mußte der Weltkrieg furchtbar werden, denn einerseits würde niemand klein beigeben wollen, andererseits aber kamen da eben die Errungenschaften der Technik in Betracht, die Flugzeuge, die Tauchkähne, die Sprengstoffe usw.

Freilich glaubte man sich damit trösten zu können, daß der Krieg nicht von langer Dauer sein würde, denn man mußte doch vernünftigerweise mit den eminenten, ganz unermeßlichen, wirtschaftlichen Interessen, die auf dem Spiele standen, rechnen. Man mochte da reden, was man wollte, darüber, daß als Angelpunkt der modernen Weltordnung die wirtschaftlichen Dinge zu betrachten waren, mußte sich doch jeder nüchtern denkende Mensch klar sein. Man mochte zerstören, was man wollte, aber die wirtschaftlichen Interessen durften in keiner Weise geschädigt werden. Gott, die Fäden liefen ja von hüben nach drüben, nur die ganz Eingeweihten konnten das Gewirr übersehen, und diese ganz Eingeweihten wußten eben, daß Gott Mammon lächelnd auf den vielleicht ausbrechenden Trubel herabschauen, und wenn einige Milliarden verpulvert, ruhig, aber bestimmt sagen würde: nun ist es genug, jetzt Schluß, denn Werte sind gefährdet, die höher stehen und mehr gelten, als internationale Zwistigkeiten

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Oskar Grosberg: Russische Schattenbilder aus Krieg und Revolution. C. F. Amelang, Leipzig 1918, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:GrosbergRussischeSchattenbilder.pdf/10&oldid=- (Version vom 1.8.2018)