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weil diese sich weigerten, den Zug abzulassen, da die Linie besetzt war. Sie fuhren los, und als Resultat gab es einen Zusammenstoß, bei dem gegen dreihundert Menschen den Tod gefunden haben.“

Zwei Soldaten der großen freien Armee schlenkern aus einem Abteil; sie mustern die „Bourgeois“ voller Geringschätzung, lassen uns jedoch unbehelligt; sie begeben sich in einen anderen Waggon, wo eine grandiose Bank aufgelegt sein soll.

Wir sind froh, daß die Vertreter der freien revolutionären Armee gegangen sind, denn, wenn es ihnen beigefallen wäre, uns, die verhaßten „Bourgeois“ zu insultieren, so hätten wir das ebenso ruhig hinnehmen müssen, wie etwa die Offiziere, die sich in einer Ecke des Korridors und im Waschabteil zusammengedrängt haben. Man hat das unerquickliche, nein, unsäglich erniedrigende Gefühl, als ob der Waggon mit seinen Insassen unter der Herrschaft einer Herde von zum Teil drolligen, zum Teil ekelhaften und boshaften, ganz unberechenbaren Pavianen stände.

Wir stehen im Korridor und schwitzen. In den Abteilen liegen die Soldaten der großen revolutionären Armee, die Zupfgeige schwirrt und die Ziehharmonika dudelt. Der Zug rattert im Schneckengange durch das große freie Land.

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Oskar Grosberg: Russische Schattenbilder aus Krieg und Revolution. C. F. Amelang, Leipzig 1918, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:GrosbergRussischeSchattenbilder.pdf/117&oldid=- (Version vom 1.8.2018)