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Kehraus, der sich in der Folge leider ins Fratzenhafte verzerrte, auch so manches vollwertige Weizenkorn unter die Spreu geriet, ließ sich nicht vermeiden.

Die Verhältnisse spitzten sich schließlich derart zu, daß eine weitere Flucht der Sestrizi von der Front stattfand, denn das Benehmen der Soldaten und des niederen Sanitätspersonals nahm nachgerade Formen an, die selbst den aus dem Volke stammenden Schwestern, die die Worte nicht auf die Goldwage zu legen pflegten, das fernere Verbleiben unmöglich machten. Es blieben nur noch die Märtyrerinnen ihres Berufs, die alle Äußerungen der demokratischen Stimmung, die in breiter Welle über das Land flutete, geduldig und selbstlos über sich ergehen ließen. Diese Frauen, die sich durch das pöbelhafte Gebaren einer aus Rand und Band geratenen Soldateska nicht beirren ließen und unentwegt ihrer Pflicht nachgingen, dürfen wohl zu den besten ihres Volkes und Geschlechts gezählt werden. Sie haben das vielfach befleckte Kleid der barmherzigen Schwester wieder zu hohen Ehren gebracht.

Empfohlene Zitierweise:
Oskar Grosberg: Russische Schattenbilder aus Krieg und Revolution. C. F. Amelang, Leipzig 1918, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:GrosbergRussischeSchattenbilder.pdf/126&oldid=- (Version vom 1.8.2018)