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Die Einnahme von Riga

Die den örtlichen Zeitungen vom Stabe der XII. Armee zugestellten, oder von ihm inspirierten Nachrichten über die Lage an der Rigaschen Front deuteten in immer bestimmterer Form an, daß die Deutschen an dieser Front größere Truppenmassen konzentrierten und sich allem Anschein nach zu einer umfangreichen Aktion rüsteten. Schließlich verdichteten sich diese Nachrichten und Meldungen zu einem Communiqué des Kommandierenden der XII. Armee, Generals Parski, in dem die Situation als bedrohlich geschildert wurde; man hatte schon vorher den Brückenkopf bei Üxküll, der bisher tapfer und mit fortlaufenden Verlusten gehalten worden war, aufgegeben, und nun war nach dem obenerwähnten Communiqué Parskis die Räumung Kemmerns erfolgt, die dadurch motiviert wurde, daß man die Frontlinie ausrichten wolle.

Die erwähnte Kundgebung führte dazu, daß die Residenzpresse Lärm zu schlagen begann, indem sie darauf hinwies, daß die Bedrohung Rigas seitens des Feindes gleichzeitig die Bedrohung der Residenz in sich schließe; an die Betrachtungen über die strategische Lage schlossen sich dann die üblichen Mahnungen an die revolutionäre Armee. Es war unverkennbar, daß in Petersburg starke Erregung herrschte. Trotzdem legte man allen diesen Nachrichten, Gerüchten und Auslassungen in Riga selbst keine sonderliche Bedeutung bei, denn man hielt die warnenden Stimmen für nichts anderes, als für eines der schon wiederholt vorgenommenen Manöver,

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Oskar Grosberg: Russische Schattenbilder aus Krieg und Revolution. C. F. Amelang, Leipzig 1918, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:GrosbergRussischeSchattenbilder.pdf/127&oldid=- (Version vom 1.8.2018)