Seite:GrosbergRussischeSchattenbilder.pdf/14

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Doch man grollte nicht, wenigstens anfänglich nicht, denn es war klar: man mußte Opfer bringen. Und man brachte sie voll patriotischer Begeisterung.

Die Wellen der Begeisterung gingen in der Tat hoch, denn man fühlte gleich von der ersten Stunde an, daß der Krieg populär war. Die unheilschwangere Stimmung, die in Petersburg geherrscht hatte, war zerstoben, die Reichsduma hatte allen Zwist und Hader mit der Regierung, die sie en canaille traktiert hatte, vergessen, und Zar Nikolaus, der in den letzten Jahren sich seinem Volke immer mehr entfremdet hatte, war nie populärer gewesen als in den ersten Kriegstagen und -monaten. Man jubelte selbst dem zum Oberfeldherrn ernannten Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch zu, den man bisher nicht mit Unrecht als den hervorragendsten Träger der reaktionären Regierungspolitik betrachtet hatte. Wenn die patriotischen Demonstrationen, die von der Polizei nicht ohne Geschick inszeniert wurden, durch die Straßen zogen, dann wurde neben dem Bilde des Zaren stets das des „Erlauchten Höchstkommandierenden“ getragen.

Empfohlene Zitierweise:
Oskar Grosberg: Russische Schattenbilder aus Krieg und Revolution. C. F. Amelang, Leipzig 1918, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:GrosbergRussischeSchattenbilder.pdf/14&oldid=- (Version vom 1.8.2018)