Seite:Gumppenberg Dichterross 0135.png

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Wenn er nur einmal das Gefühl hatte, auf der Zunge, namentlich, dann konnte es ja wohl herauskommen. Denn dann kam wohl auch schon der Begriff.

Auf der Zunge, ja. Das Gefühl, und auf der Zunge mußte es kommen. Auf weichen, träumerisch himmelblauen Fittichen der Erfüllung. So mußte es kommen, wahrhaftig!

Experimentieren, also.

Und er durchschmeckte, durchspürte, durchstöberte, durchstocherte, durchschnupperte sich, selber sich selbst, peinlichst, ob er nichts entdecke, in tausend qualvollen Reizungen, mit hochgezwungenen Brauen, vorgedrücktem Rückgrat und eingekniffenen Hüften, gekrampft, beinahe.

Aber da kam es, allmählich.

Allmählich.

Aber sicher.

Beseligend.

Erlösend.

Berauschend, wie feiner Duft ..

Nein – die Zunge!

Die Zunge mußte er festhalten. Nur keine Zersplitterung, jetzt.

Zwar, allerdings, es schien etwas wie Geruch dabei, neben dem Geschmack.

Aber festhalten, und standhaft! Die Zunge! nur die Zunge. Und er klemmte sie zwischen die falschen Zähne, daß sie festlag, leiszitternd, in keuchender Erwartung, mit ahnenden Poren und gereckten, tastenden Wärzchen.

Wenn er nur die Spur nicht verlor!

Wenn er nur nicht ermüdete, wenigstens!

Da!

Der Lohn, der Sieg! Immer deutlicher.

Empfohlene Zitierweise:
Hanns von Gumppenberg: Das teutsche Dichterroß. Callwey Verlag, München 1929, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gumppenberg_Dichterross_0135.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)