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 FANCHETTE

Kommt, Freunde, nun fort aus dem Saal,
Wo der Dudelsack lärmt ohne Ruh,
Und füllt mir einen Pokal
Mit Branntwein und Most dazu!

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Ich weiß eine Mär’, die ist fein –

     Schenkt mir ein!
Kein Sang der Bretagne gleicht ihr:
     Trinken wir!

Ihr alle, ihr kanntet Fanchette,

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Mein Lieb, eh’ an Bord ich gemußt!

Hab keine so zierlich und nett
Zwischen Loire und Vilaine gewußt
Unter den Mägdelein –
     Schenkt mir ein!

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Unter allen im weiten Revier –

     Trinken wir!

Sie schwur, zu warten auf mich,
Bis von Tongking ich wiederkäm:
Doch im Herzen fühlte sie sich

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Für ein Seemannsweib zu bequem;

Und als ich ans Land kam herein,
     Schenkt mir ein!
Da schaut ich vergeblich nach ihr –
     Trinken wir!

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Derweil ich die Kriegsfahrt gemacht

Da drunten in fremder Fern,
Verließ sie das Land über Nacht
Mit einem Pariser Herrn!

Empfohlene Zitierweise:
Hanns von Gumppenberg: Das teutsche Dichterroß. Callwey Verlag, München 1929, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gumppenberg_Dichterross_0140.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)