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Kegelmaier und kein anderer war der Urheber dieses Krawalls. Man konnte sich ja leicht in seine gehobene Stimmung hineindenken. Dieser Wahlausfall brachte ihm nicht bloß ein Reichstagsmandat, die Bürgerkrone, sondern stellte auch seine sehr ramponierte Ehre wieder her, erlaubte ihm wieder das Tragen des Offiziersrockes, welches Recht ihm vor Jahren durch ehrengerichtlichen Spruch entzogen war. Seine gehobene Stimmung war daher erklärlich, nur hätte sie nicht dazu mißbraucht werden sollen, um andere Leute ins Unglück zu bringen.

Die nächste Folge dieser Vorgänge war, man sollte es nicht für möglich halten, die Schließung des Gewerkschaftshauses von Amts wegen. Man hatte Haussuchung gehalten nach Wurfgeschossen, natürlich resultatlos, bei der auch der Neugewählte, jetzt wieder Nüchterne, mitgewirkt und einen Christbaumhalter aus Stein, den die Steinhauervereinigung für sich gefertigt hatte und im Verkehrslokal aufbewahrte, auch als Wurfmaterial bezeichnet, das Rindvieh, hätte ich beinahe gesagt.

Aber nicht Dummheit war das Leitmotiv zu solchem Vorgehen, sondern Schlechtigkeit. Man log in die Welt hinaus, die Sache sei von uns abgekartet gewesen, die Steine seien schon am Tag vorher in den ersten Stock der „Rose“ geschafft und seien von hier aus gegen den „Ratskeller“ und das Rathaus geschleudert worden.

Der Erfinder dieser Schauermärchen war uns nur zu gut bekannt, ebenso wie der Zweck derselben, die Aufmerksamkeit von sich ab und auf andere zu lenken. Er machte es wie jener

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/131&oldid=- (Version vom 1.8.2018)