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war dessen Wahl ziemlich sicher, aber er war für diesen Posten zu alt, wie sein Ravensburger Herr Kollege und so erklärten wir uns für den Finanzamtmann.

Der Wahlkampf verlief, abgesehen von einigem Radau, den das Bürgerkomitee der Kegelmaierwahl abgelauscht hatte, ruhig und sachlich. Stimmen erhielten: der Kandidat der Deutschen Partei 1459, unser Kandidat 1120, der Bürgerliche 772 und der Volksparteiliche 262. Ersterer war somit gewählt, trotzdem die überwiegende Mehrzahl der abstimmenden Wähler gegen ihn votiert hatte.

Dies hätte die Volkspartei verhindern können und dabei hätte sie ihrem eigenen Kandidaten eine schmerzliche Enttäuschung erspart. Der Mann hat uns damals wirklich leid getan und dabei wäre ihre eigene Schwäche nicht so offenkundig zu Tag getreten.

Angesichts der sogenannten bürgerlichen, parteilosen Kandidatur, unter der alle Parteien zu leiden hatten, haben wir noch am besten abgeschnitten. Die Disziplin unserer Wähler hatte sich wieder im glänzendsten Lichte gezeigt.

Ich bin nun am Schluß angelangt.

Veranlaßt zu dieser Arbeit hat mich zunächst die Absicht, bei den noch vorhandenen wenigen älteren Genossen Erinnerungen wachzurufen an frühere frisch-fröhliche, teilweise auch schwere Kampfeszeiten. Da ich lediglich aus dem Gedächtnis zitiere, ohne Tagebuch oder sonstige einst gemachte Notizen, mögen diese Genossen verzeihen, wenn ich mich bei Anführung von Vorkommnissen in der Jahreszahl geirrt haben sollte, was übrigens, wenn je, selten vorkommen

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/146&oldid=- (Version vom 1.8.2018)