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Isak hatte in schlauer Weise auf unser Parteiblatt den Neckarzeitungskopf aufgeklebt, um so dem ungerechten Verbot des Untersuchungsrichters ein Schnippchen zu schlagen.

Schmunzelnd nahm ich von diesem Befund Kenntnis, und ich bekam auf diese Art täglich unser Parteiblatt prompt zugestellt. Der Korb, an dessen Entleerung es jetzt ging, enthielt Butterbrot, Fleisch, Wurst und eine Flasche mit dreiviertel Liter Weißwein, sowie eine Dose, richtige Ziegamleder mit Schnupftabak, Sachen, die meine gute Stimmung erhöhten, mit Ausnahme des Weines, von dem ich wohl ein großer Freund bin, der mir aber angesichts unserer pekuniären Verhältnisse als entbehrlicher Luxus erschien.

Mit dem geleerten Korb bekam denn auch unser Christian den Auftrag, meiner Frau nebst vielen Grüßen an sie und die Kinder, sowie an die Parteigenossen, besonders aber an Isak, zu sagen, sie möchte mir in Zukunft keinen Wein mehr bringen, das koste zu viel Geld, auch genüge das Gebrachte für den ganzen Tag, da ich ja mein Essen ohnedies erhalte und die Kost unseres Herrn Kochs eine sehr gute sei.

Nun ging es ans Frühstück und zwar an ein sehr frugales. Zuerst etwas gute Wassersuppe, dann Butterbrot mit Wurst und etwas Wein. Mein Appetit war infolge der guten Nachrichten zurückgekehrt und es schmeckte mir vortrefflich.

Erligheim mußte trotz Sträubens an dieser Schlemmerei teilnehmen. Gewürzt wurde das ganze durch meinen zurückgekehrten Humor, von dem ich zum Glück eine gute Portion besitze, was mich schon über manche schlimme Stunde

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/32&oldid=- (Version vom 1.8.2018)