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Streichhölzern. Zum Dank dafür wickelte ich ihm ein Stück Wurst, sowie etwas Käse aus meinem Vorrat ein, nachdem ich ihn gefragt, ob er dies wünsche, und er zog es zu sich hinauf.

Fast täglich erschien der neue Bekannte bei mir, ohne daß Christian oder unser Cerberus eine Ahnung davon hatten.

Eines Tages erschien er freudestrahlend mit der Botschaft, heute habe ich gewiß etwas Gutes für Sie, indem er mir ein Päckchen mit einer Zigarre als Inhalt herabließ, „die müssen Sie rauchen, die muß gut sein,“ meinte er. Er hatte es kreuzwichtig, so daß ich etwas mißtrauisch fragte, wo er diese Zigarre her habe? „Das sage er mir erst, wenn ich sie geraucht hätte“ und damit war er verschwunden.

Die Zigarre, ziemlich groß, sah vielversprechend aus und war auch vorzüglich, so daß ich mir sagte als ich dieselbe nachmittags rauschte, wo hat jetzt der Schlingel dieses vorzügliche Kraut her. Andern Tages beichtete er, dem Untersuchungsrichter Kegelmaier hätte er sie, beim Abstauben, von seinem Schreibtisch gemaust. Ich verbat mir energisch derartige Praktiken für alle Zukunft, sonst hätte unsere Freundschaft ein Ende und ich könnte überhaupt nichts mehr von ihm annehmen. Er versprach, es nicht wieder zu tun, bemerkte jedoch, wenn auch etwas kleinlaut, jedenfalls sei es besser gewesen, ich habe die Zigarre geraucht, als der Untersuchungsrichter.

Als Fax wieder fort war, mußte ich doch über den gelungenen Streich lachen. Eigentlich schlecht war der Kamerad nicht, trotzdem er mit dem Strafrichter, mit dem Strafgesetzbuch, fortwährend

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/45&oldid=- (Version vom 1.8.2018)