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Mandat hatte, in noch viel höherem Maße, und der dritte Wahlkreis ging an die Konservativen, die von der Deutschen Partei unterstützt wurden verloren, dank der Zwitterstellung und lendenlahmen Agitation der Volksparteiler.

Mit dem Ausfall der Angstwahlen von 1887 konnte der eiserne Kanzler ebenso zufrieden sein, wie mit dem Ausfall der Wahlen von 1878. Die Opposition im Reichstag verlor 64 Mandate. Die sozialdemokratische Fraktion im Reichstag war von 25 Vertretern auf 11 herabgesunken, trotzdem die Partei im Reiche 225.000 Stimmen mehr erhielt als 1884. Konservative und Nationalliberale verbanden sich und bildeten so eine feste Regierungsmehrheit. Das Zentrum, das bisher in der Opposition stand, gab auf Weisung des Papstes, an den sich der geniale Kanzler gewandt hatte, klein bei und so hatte Bismarck eine politische Situation, wie er sie sich nicht besser wünschen konnte, ähnlich wie 1878.

Sofort zeigte sich auch, daß der angegebene Auflösungsgrund nur ein Vorwand war, daß die Regierung, der Kanzler, viel weitergehende Forderungen hatten als die Bewilligung der Friedenspräsenzstärke auf die Dauer von sieben Jahren.

Eine neue Militärorganisation wurde vom Reichskanzler dem Reichstag vorgelegt, wodurch unter anderem die Dienstpflicht um drei Jahre verlängert, sowie die Kosten für das stehende Heer bedeutend vermehrt wurden. Mit Hurra stimmte der sogenannte Kartell-Reichstag dem und noch mehr zu.

Als Entschädigung für diese weiteren Lasten wurde den deutschen Wählern das

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/94&oldid=- (Version vom 1.8.2018)