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Zwischen Baiern und Rheinpfalz, die beide zur Wittelsbachischen Familie gehörten, war 1329 zu Pisa ein Vertrag geschlossen worden, nach welchem die Kurstimme zwischen beiden Linien wechseln sollte, und zwar sollte Pfalzgraf Rudolf II. zuerst wählen. Dieses Wahlrecht hatte er auch bei der Wahl Günthers von Schwarzburg ausgeübt.

Später aber, nachdem Karl IV. durch die Ehe mit des Pfalzgrafen Tochter Anna (1350) sein Schwiegersohn geworden war, schloss sich ihm das pfälzische Haus an, während das bairische feindselig blieb. Nach Rudolfs II. Tode im Jahre 1353 musste die Kur laut dem Familienvertrage auf Stephan von Baiern übergehen. Karl aber hatte sowohl wegen der Verwandschaft mit dem einen, als auch der Feindschaft mit dem anderen Hause doppeltes Interesse, das pfälzische Haus in der Kur zu erhalten.

Doch zeigte seine Entscheidung gerade in diesem Falle aufs Treffendste, wie gut er es verstand, zugleich mit seinen persönlichen Interessen die des Reiches zu befriedigen.[1]

Denn indem er dem erstgeborenen Sohn Rudolfs II., Ruprecht I. die Kur zusprach, schlug er nur das Verfahren ein, das er später in der G. B. gesetzlich festlegte.[2] Karl selbst hatte Ruprecht die Zusicherung der Kurwürde schon 1354 am 27. Mai gegeben.[3] Die endgiltige Bestätigung durch Gesamturteil der Kurfürsten erfolgte nunmehr in Nürnberg am 2. Januar 1356 zusammen mit Rudolf von Sachsen und Ludwig dem Römer, eben nach Massgabe von Cap. 17 und 20 der G. B., worüber Karl IV. eine besondere Urkunde ausstellte,[4][WS 1] zu der die anderen Kurfürsten ihre Willebriefe gaben.[5]

Wenn schliesslich zu derselben Zeit auch Brandenburg endgiltig in seiner Kurwürde bestätigt wurde, so war dies für die brandenburgischen Markgrafen, die Söhne Ludwigs

  1. S. Harnack a. a. O. 138.
  2. G. B. Cap. VII u. XX.
  3. Tolner: Hist. palat. Cod. diplom. S. 89. Böhmer-Huber No. 1860.
  4. S. Böhmer - Huber a. a. O. No. 2386.
  5. S. ibd. 1356 vom 7. Januar.

Anmerkungen (Wikisource)

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Oscar Hahn: Ursprung und Bedeutung der Goldenen Bulle Karls IV.. Breslau, 1902, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hahn_Ursprung_und_Bedeutung_der_Goldenen_Bulle.pdf/14&oldid=- (Version vom 1.8.2018)