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entstanden ist, so ist das Cap. 29 in seiner Gesamtheit charakteristisch für die Metzer Beschlüsse überhaupt, indem drei verschiedene Dinge in ihm erledigt werden. So bringt der ganze Metzer Teil überhaupt nur Ergänzungen und formelle Zusätze.

In engster Beziehung zu der Königswahl stehen naturgemäss die Bestimmungen, die zur Festlegung des Kurfürstenkollegiums durch geordnete Erbfolge, Kurfürstentage,[1] Unteilbarkeit der Kurfürstenlande u. a. führen sollten.

Denn ein derart festgefügtes, niemals wankendes Kurfürstenkollegium war die Voraussetzung für eine geordnete Königswahl und alle Bestimmungen für diese waren unnütz ohne jenes. Eine sehr wesentliche Bestimmung war hierfür vor allem die, dass die Kurstimme sich nach dem Rechte der Erstgeburt forterben sollte.[2] Stirbt der Kurfürst ohne männliche Erben, so ist sein ältester Bruder Nachfolger. Dieser hat auch die Vormundschaft zu führen, falls der Kurfürst mit Hinterlassung unmündiger Söhne stirbt, bis der älteste Sohn des Verstorbenen achtzehn Jahre alt ist. Ausgeschlossen werden von der Erbfolge die Prinzen, welche in den geistlichen Stand eintreten. Der zweite Abschnitt des Capitels bestimmt[3] zwar Rückfall des Kurfürstentums an das Reich als erledigtes Lehen, verwahrt sich aber gegen die Anwendung dieser Bestimmung auf Böhmen kraft alter Rechte und Privilegien (böhmische Interessenpolitik). Schon 1348 in der sogenannten böhmischen G. B.[4] hatte Karl Böhmen die freie Königswahl bestätigt, sie jedoch auf den Fall beschränkt, dass vom königlichen Stamme weder ein männlicher noch weiblicher legitimer Sprössling vorhanden wäre.

Während er also hier gegenüber den Landständen die Rechte des erblichen Königtums wahrt, tritt er dort für die Unabhängigkeit Böhmens ein, beides zum besten der Selbständigkeit

  1. Diese Bestimmung wurde freilich später nicht durchgeführt.
  2. G. B. C. 7.
  3. G. B. C. 72.
  4. Lünig R. A. 6623, s. auch Jirecek II1, 283.
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Oscar Hahn: Ursprung und Bedeutung der Goldenen Bulle Karls IV.. Breslau, 1902, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hahn_Ursprung_und_Bedeutung_der_Goldenen_Bulle.pdf/24&oldid=- (Version vom 1.8.2018)