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stattfand, ist eine „goldene Bulle“[1] für Böhmen erlassen. In ihr finden wir einige der Privilegien wieder, die Karl wenige Monate später dem bedeutsamen und feierlichen Reichsgesetzbuche zu Nürnberg einverleibte. Ausser genauen Bestimmungen über die Rechtspflege haben wir dort das Münzrecht, das Bergregal, das Recht de non evocando und de non appellando. Schon Nerger stellt eine sprachliche Uebereinstimmung dieser Gesetze mit den entsprechenden der G. B. von Nürnberg fest, ohne sie näher zu untersuchen.

Während die Einleitung jener böhmischen G. B., von dem übrigen sprachlich abweichend, mehr „den humanistischen“ Kapiteln in Stil und Ausdrucksform gleicht und mit der Einleitung der Nürnberger G. B. auffallende Uebereinstimmung zeigt, ist der eigentliche Text durchaus im Sinne der mittelalterlich-lateinischen Capitel der Nürnberger Gesetze gehalten.

Gehen wir zunächst auf die Einleitung ein, so finden wir: inter alias sollicitudinum operosas vigilias,[2] quibus … benignitas hinc inde distrahitur;[3] tanto sollercius, quanto — landabilius.[4] Der Gedanke der Nürnberger Einleitung, von dem Schaden der Uneinigkeit, tritt uns schon hier entgegen: nam sicut ex divisione regnorum calamitates horrendae consurgunt et odiosae seditionis scandala … quies. confunditur[5] spricht weiter dafür. Sprachlich bezeichnend für den humanistischen Stil scheint mir der Schluss der Einleitung: … et gratis laetatur commodis sub grato regimine principis gratiosi, eine echt humanistische Wortspielerei.

Ganz anders wirkt sprachlich der eigentliche Text der böhmischen Privilegien von Ostern 1355.

Verfolgen wir nur die sehr lange Periode, die die Navratio enthält, von Tum quia regibus Boemiae — rationabiliter

  1. Abgedruckt bei Olenschlager a. a. O. Urkundenbuch No. 27. S. 74—82 und Jirecek a. a. O. II, 1, S. 393—401.
  2. Vergl. den Anfang von 7 u. 12 der G. B.
  3. Vergl. G. B. C. 12 quibus assidue mens nostra distrahitur.
  4. compar. Vergleich wie Cap. 7 der G. B.
  5. Vergl. die Einleitung der G. B.
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Oscar Hahn: Ursprung und Bedeutung der Goldenen Bulle Karls IV.. Breslau, 1902, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hahn_Ursprung_und_Bedeutung_der_Goldenen_Bulle.pdf/46&oldid=- (Version vom 1.8.2018)