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Es ist auch hier nötig auf die bedeutende Stellung und Persönlichkeit dieses Mannes einzugehen, so oft und so weitläufig auch über ihn schon gehandelt worden ist.[1]

In Neumarkt in Schlesien geboren, wurde er „cum sit in dictaminibus promptus theutonicis et latinis“, als er daselbst Pfarrer war, durch Karl vom Breslauer Bischof losgebeten für die königliche Kanzlei. Am 16. Oktober 1347 ist er zuerst dort nachzuweisen als Johannes Noviforensis. Ueber seinen äusseren Lebenslauf ist noch hinzuzufügen, dass er 1351 Jun. 14. als Domherr von Breslau und Olmütz, Notar und Geheimschreiber in Karls Hofrat ist, seit 1352 Sept. 19. Protonotar. Am 22. Nov. 1353 erhält er den Titel Kanzler; er verwaltet dieses Amt mit Unterbrechung 1364/65 länger als zwei Jahrzehnte (zuletzt mit dem Kanzlertitel in Urkunden am 29. Jun. 1374), erlangt am 12. Juli 1354 das Olmützer Episkopat, 1365 die Würde eines Comes regalis Capellae Boemiae (steht gleich hinter dem Erzbischof). Er stirbt im Dez. 1380 kurz nach seiner Wahl zum Bischof von Breslau. Sein Kanzleramt hat er wohl nicht freiwilllig niedergelegt.[2]

Wichtiger ist sein Wesen und seine Persönlichkeit. Offenbar persönlich liebenswürdiger Natur, begleitete er den Kaiser fast ständig auf allen Reisen und war jedenfalls von ihm wohl gelitten.[3]

Sein Verdienst ist jedenfalls zunächst die Kanzleireform, die sich unter Karl vollzog.

Wenn auch politisch und staatsmännisch nicht sehr bedeutend, ist er doch fast die universellste Persönlichkeit unter den Beamten des Königs. Johann selbst legte den höchsten Wert auf die Ausbildung und Vollkommenheit seines Stiles. Seine nahen Beziehungen zu den italienischen Humanisten wie Petrarca, Cola di Rienzi führten ihn zur Ausbildung eines

  1. Ich verweise für alle Einzelheiten auf die Einleitung bei Huber und die Nachrichten bei Nerger, Friedjung und besonders in dem vorzüglichen Werke von Burdach.
  2. Vergl. dazu Huber: Einleitung.
  3. Von Karl (Huber No. 1385) als notarius, secretarius, et familiaris noster dilectus bezeichnet a. 1351.
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Oscar Hahn: Ursprung und Bedeutung der Goldenen Bulle Karls IV.. Breslau, 1902, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hahn_Ursprung_und_Bedeutung_der_Goldenen_Bulle.pdf/50&oldid=- (Version vom 1.8.2018)